9. Das Kampfstierexperiment | In seiner Jugend hatte sich der spanische Neurowissenschaftler José M.R. Delgado von der Yale University einige Male in der Stierkampfarena als
Torero bewiesen – wenn auch nur mit mäßigem Erfolg, wie er selbst sagt. Dafür widmete er wütenden Bullen einen Teil seiner Forschungszeit: Er wollte beweisen, dass man einen Stier auch fernsteuern kann, und verpasste 1964 einem Bullen namens Lucero ein paar
Elektroden im Hirn, die sich aus der Distanz aktivieren ließen. Ein paar Tage später ließ er den Stier reizen, bevor er selbst in die Arena trat. Wie erwartet stürmte Lucero auf ihn zu, doch vor dem Zusammenstoß drückte der Forscher auf das Knöpfchen einer Fernbedienung. Das aktivierte die Elektroden im Stierhirn, der Bulle bremste, wandte sich ab und trottete davon: Der kleine
Stromstoß hatte ihn augenblicklich beruhigt. Spanische Zeitungen befürchteten bald darauf das Aus des Stierkampfs, doch darauf hatte es Delgado gar nicht abgesehen. Heute wird
Elektrostimulation regelmäßig eingesetzt, um Patienten mit neuronalen Erkrankungen wie
Parkinson zu helfen.
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