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Sehenswerte Arten: Die Top 10 der neu entdeckten Arten

Die Top 10 der neuentdeckten Arten für das Jahr 2014

Am 23. Mai jährt sich der Geburtstag des schwedischen Naturfoschers Carl von Linné, des Schöpfers der modernen Taxonomie. Biologen nehmen sich dieses Datum seit sechs Jahren zum Anlass, eine Platzierung neu entdeckter Tier-, Pflanzen- und Mikrobenarten vorzunehmen und als Top-Ten-Rangliste zu veröffentlichen. Damit wollen sie auf die Biodiversitätskrise hinweisen und auf die unbesungenen Helden unseres Planeten aufmerksam machen. Nominiert waren 140 von rund 18 000 Arten, die im vergangenen Jahr entdeckt wurden.

10. Die Mutter aller Drachenbäume | Wie aus Fantasy-Welten klingt schon der Name des Drachenbaums Dracaena kaweesakii. Im richtigen Leben ist das mit stattlichen zwölf Metern Höhe und ähnlichem Kronendurchmesser imposante asiatische Gewächs in den Kalksteinbergen der thailändischen Provinzen Loei and Lop Buri und im benachbarten Myanmar beheimatet. Hier beeindruckt es mit sanften, schwertförmig geformten Blätter mit den weißen Rändern sowie crémefarbenen Blüten mit orangefarbenen Staubfäden. Weil D. kaweesakii in Thailand mit Vorliebe als Glücksbringer für den Gartenbau verwendet wird und zudem sein Lieblingsboden rarer wird (Kalkstein muss für die Betonerzeugung herhalten), existieren heute geschätzt nur noch rund 2500 Exemplare. Damit steht der Kaweesaki-Drachenbaum auf die Liste der bedrohten Pflanzenarten.
9. Bodybuilder aus dem Mittelmeer | Bei diesem Exemplar handelt es sich nicht etwa um eine Pusteblume, sondern um den Einzeller Spiculosiphon oceana. Mit einer Größe von bis zu fünf Zentimetern ist dieser Fund aus Höhlen an der Südostküste Spaniens der neue Gigant unter den Foraminiferen. Der Protist sammelt sich feine Stückchen von aus Kieselerde bestehenden Nadeln zusammen und baut sich damit eine stachelige Schale, in der sich seine Nahrung verfängt. Die Beute erreicht er dann spielend leicht mit seinen Zellfangarmen, den Pseudopodien, die aus der Schale herausragen.
8. Adliger Pilz | Dieser Newcomer unter den Schimmelpilzen, Penicillium vanoranjei, bildet Kolonien, wie sie auffallender nicht sein können: in knalligem Orange. Seinen Namen bekam er, weil seine Entdeckung in tunesischem Boden mit dem letztjährigen Krönungsdatum von Willem-Alexander, dem niederländischen Prinzen von Oranien-Nassau, zusammenfiel. Der geadelte Schimmelpilz macht seitdem weltweit Werbung für die Penizilline und ihren positiven Einfluss auf das menschliche Wohl – als Grundlage für Antibiotika oder im Käse.
6. Das Reinraum-Paradoxon | Im vorigen Jahr meldete die NASA die Entdeckung einer neuen Mikrobe mit ungewöhnlichem Lebensraum – den vermeintlich sterilen Räumen für den Raumschiffbau. Tersicoccus phoenicis ist ein Bakterium von beerenartiger Gestalt mit einem Durchmesser von einem Mikrometer. Ob es den Extrembedingungen des Weltalls trotzen könnte, ist ungewiss; zumindest den irdischen Sterilisationstechniken der NASA wie etwa der UV-Bestrahlung und hohen Temperaturen hielt der zähe Überlebenskünstler jedenfalls erfolgreich stand.
5. Bestens getarnt | Nicht einfach, diesen Blattschwanzgecko zu erspähen: Saltuarius eximius verschmilzt mit seiner Umgebung und tarnt sich so auf Steinen und Baumstämmen allerbestens. Wenn man ihn doch sieht, wird klar, dass er sich mit seinem extrem breiten Schwanz, gesprenkelten Farbton, längeren Extremitäten, einem schlankeren Körperbau und größeren Augen doch deutlich von seinen nahen Verwandten unterscheidet. Forscher fanden den ausgewachsen rund 20 Zentimeter langen Gecko auf felsigem Terrain in abgelegenen Regenwäldern des Cape-Melville-Nationalparks in Ostaustralien.
4. Lichter im Eismeer | Als Forscher im Rahmen des internationalen Bohrprogramms ANDRILL die Aufnahmen eines mit Kamera ausgestatteten Tauchroboters analysierten, staunten sie nicht schlecht darüber, was sich an der Unterseite des Ross-Eisschelfs verbarg: Hier tummelten sich Tausende kleinster Lebewesen und leuchteten der Kamera entgegen. Die weißen, schließlich als Seeanemonen identifizierten Kreaturen waren nicht größer als zweieinhalb Zentimeter und steckten mit dem Kopf im Eis, während ihre zwei Dutzend Tentakel im frostigen Wasser baumelten. Das erste antarktische Eisblumentier heißt nun Edwardsiella andrillae.
3. Trödelige Höhlengeister | Auf einer Expedition in die Lukina-Jama-Trohama-Grotten Kroatiens machten Forscher im vergangenen Jahr einen erstaunlichen Fund: In 914 Meter Tiefe und totaler Dunkelheit kroch ihnen die Landschnecke Zospeum tholussum über den Weg. Das Weichtier besitzt weder Augen noch ist sein Gehäuse pigmentiert, was ihm die geisterhafte Erscheinung verleiht. Das einzige eingesammelte Lebendexemplar war nicht größer als zwei Millimeter. Sogar für Schneckenstandards bewegt sich das durchsichtige Wesen in äußerst gemächlichem Zeitlupentempo fort: Es legt sage und schreibe nur wenige Millimeter pro Woche zurück. Forscher vermuten daher, dass die Schnecken für Fernreisen per Anhalter fliegen – auf dem Rücken anderer Höhlentiere, etwa Fledermäusen oder Grillen.
2. Die kleine Wespe Tinkerbell | Man muss gar nicht ins Nimmerland fliegen, um die "Feenfliege" Tinkerbella nana ausfindig zu machen – der tropische Regenwald in Costa Rica reicht schon. Mit nur 250 Mikrometern ist dieses zur Art der Zwergwespen gehörende Exemplar eines der kleinsten Insekten überhaupt. Auch wenn die Winzlinge mit ihren langen, feinfransigen Flügeln als Schönheiten im Reich der Insekten gelten, sollte man sich davon nicht blenden lassen, denn Zwergwespen haben es faustdick hinter den Fühlern: Sie legen ihre Eier in die anderer Insekten und zerstören somit deren ungeborene Brut. Peter Pans parasitäre Feenfreundin erfreut sich so eines erfüllten Lebens – wenn auch nur von der sehr kurzen Dauer weniger Tage. Sie ist die jüngste Ergänzung der Familie Mymaridae, von der bereits 1400 Arten bekannt sind.
1. Das kleine Gespenst | Bei diesem Geschöpf handelt es sich um Liropus minusculus, eine harmlose, winzige "Skelettkrabbe", die in einer Höhle auf Catalina Island vor der südkalifornischen Küste gefunden wurde. Das durchsichtige, leicht geisterhaft wirkende Krustentier ist das kleinste und erste seiner Art, das je im nordöstlichen Pazifik gesichtet wurde. Hier zu sehen ist das Männchen mit einer Körperlänge von nur 3,3 Millimetern, ein Weibchen misst im Durchschnitt nicht mehr als 2,7 Millimeter.
7. Raubtier, das sich auf Bäumen versteckt | Könnte eine Hybride zwischen Katze und einem Teddybär sein, gehört tatsächlich aber zur Familie der Kleinbären (Procyonidae), zu denen auch die Waschbären zählen: Der Olinguito, Bassaricyon neblina, lebt zurückgezogen in den Nebelwäldern der Anden Kolumbiens und Ecuadors. Trotz seines possierlichen Aussehens ist er ein wasch(bär)echter Räuber, der auf Bäumen lebt. Hier liegt auf der Hand, wer sein größter Feind sein dürfte: der Mensch, indem er ihn durch Waldrodung seines natürlichen Lebensraums beraubt. Hauptsächlich ernährt er sich von Früchten – allerdings würde er in unserem Sprachgebrauch wohl als Flexitarier durchgehen, da auch Insekten auf seinem Speiseplan stehen. Der Olinguito, auch "kleiner Makibär" genannt, ist seit 35 Jahren das erste neu entdeckte, (gelegentlich) Fleisch fressende Säugetier, das in der westlichen Hemisphäre beschrieben wurde.

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