Lexikon der Biologie: Eulenfalter
Eulenfalter, 1)Eulen, Noctuidae, größte Familie der Schmetterlinge mit ca. 50000 Arten, die weltweit in allen Klimazonen und Höhenstufen vorkommen; in Mitteleuropa ca. 650 Arten ( vgl. Tab. ); Name wegen des „eulenartigen“ Kopfes und der leuchtend reflektierenden Augen. Sehr kleine bis sehr große Vertreter (Spannweite 5–300 mm, Agrippinaeule), einheimische Arten bis 100 mm (z.B. Blaues Ordensband); Körper allgemein kräftig, Fühler lang, vielgestaltig; charakteristisches Muster auf den Vorderflügeln („Eulenzeichnung“; vgl. Abb. ), diese meist schmäler und länger als die zeichnungsarmen Hinterflügel; Zeichnung allgemein düster graubraun, Ausnahmen bei uns z.B.: grüne Kahnspinnereulen, die Bandeulen mit gelben und die Ordensbänder mit bunten Hinterflügeln, die Goldeulen mit metallischen Flecken, Vorderflügel bedecken in Ruhe Körper dachförmig, dabei oft gut getarnt: z.B. ähneln die Moderholzeulen (Xylena spec.) einem Holzstückchen. Die meisten Eulenfalter sind dämmerungs- oder nachtaktiv, tags fliegen aber z.B. die Gammaeule und die Tageulen; Flugvermögen allgemein sehr gut, darunter Wanderfalter wie die Gammaeule, Achateule und die Ypsiloneule (Scotia ipsilon). Rüssel fast immer vorhanden, besuchen typische Nachtfalterblumen, Weidenkätzchen und andere, aber auch Baumsäfte, Blattlaushonig, überreifes Obst; die Eulenfalter lassen sich mit süßen Ködersäften anlocken, manche Arten (z.B. tropische Ophiderinae) können als Früchtebohrer schädlich werden, die tropische Calyptra eustrigata saugt sogar Säugerblut, andere Vertreter auch an Tränenflüssigkeit. Palpen immer vorhanden, bei den Palpeneulen besonders lang. Gehörorgane (Tympanalorgane) seitlich am Metathorax, sensibel im Ultraschallbereich (Ultraschall), in dem Fledermäuse Beute mit Echoorientierung (Farbtafel) erjagen. Falter reagieren mit Zickzackflug oder Fallenlassen. Eulenfalter bei uns meist nur in einer Generation, Überwinterung in allen Stadien möglich, seltener als Falter (Wintereulen), z.B. die Zimteule. Larven meist nackt, seltener stärker behaart oder mit Borstenbüscheln (z.B. Gattung Apatele), manchmal vordere Bauchfüße fehlend; fressen vorwiegend nachts an ober- oder unterirdischen (Erdraupen) Pflanzenteilen. Spezialisten sind z.B.: an Baumschwämmen die Pilzeule (Parascotia fuliginaria), an Flechten und Algen die Flechteneulen(Cryphia spec.), in Samenkapseln die Nelkeneulen, in Stengeln und Wurzelstöcken die Schilfeulen; die Larve von Agrotis venustula verzehrt mit Fabaceen-Blüten auch daraufsitzende Schildläuse, die „Mordraupen“ einiger Arten, wie Cosima trapezina, leben an Laubhölzern, verschmähen aber vor allem in Zuchtbehältern nicht einmal ihre Artgenossen. Beispiele für wirtschaftlich bedeutsame Schädlinge sind die Saateule an Getreide und anderen Pflanzen, die Forleule an Kiefern, die Kohleule, die Erbseneule (Mamestra pisi) und die Gemüseeule (Mamestra oleracea) im Gemüsebau, Heliothis zea („corn-bollworm“) in Amerika unter anderem an Mais, Baumwolle; Mythimna unipuncta („armyworm“) ist ein verbreiteter Reisschädling. Verpuppung der Eulen an oder in Futterpflanzen, meist jedoch an oder unter der Erde in einem zerbrechlichen Erdkokon, typische Mumienpuppe. Eulenfalter , Insekten IV. 2) Gattung Caligo der Brassolidae.
H.St.
Lit.: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd 6: Nachtfalter IV. Eulen (Noctuidae), 2. Teil. Stuttgart 1997.
Eulenfalter
1 Eulenfalter (Scotia spec.).
2 Charakteristisches Muster („Eulenzeichnung“) auf dem Vorderflügel eines Eulenfalters.
MS Mittelschatten, NM Nierenmakel, RM Ringmakel, ZM Zapfenmakel, Pf Pfeilflecke, äQ äußere Querlinie, bQ basale Querlinie, iQ innere Querlinie, S Saumlinie mit Saumflecken, W Wellenlinie, WS Wurzelstrieme
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