Lexikon der Biologie: Ficus
Ficusm,w [latein., = Echter Feigenbaum und dessen Frucht], 1) Gattung der Feigenschnecken. 2)Feigenbaum, Feige, mit etwa 800 Arten hauptsächlich in den tropischen Regenwäldern (besonders Südostasiens) beheimatete, größte Gattung der Maulbeergewächse. Vorwiegend Milchsaft (Latex) führende Bäume, Sträucher oder Lianen mit kleinen, getrenntgeschlechtigen Blüten in Blütenständen mit krug- bis hohlkugelförmigen Achsen. Die komplizierte Bestäubung der Blüten erfolgt durch spezielle Bestäuber, die ihren Entwicklungszyklus in den Blütenständen durchlaufen (Feigenbaum, Feigenwespen, Caprifizierung). Die sich aus den Blütenständen entwickelnden, fleischigen Fruchtstände (Fruchtfleisch) dienen vielen Tieren als Nahrung ( vgl. Infobox ). Als Nahrungslieferant für den Menschen ist der Feigenbaum(Ficus carica) vonBedeutung ( vgl. Abb. und Kulturpflanzen VI, Mediterranregion III). Der in Ostindien und auf dem Malaiischen Archipel heimische Gummibaum (Ficus elastica;vgl. Abb. ), ein bis 25 m hoher Baum mit großen, länglich ovalen, lederartigen, oberseits glänzend dunkelgrünen Blättern, liefert Kautschuk ( vgl. Abb. ) und ist eine beliebte Zimmerpflanze, die in verschiedenen Zuchtformen kultiviert wird. Ebenfalls als Zimmerpflanze beliebt ist die im tropischen Asien heimische Birken-Feige (Benjamin-Gummibaum, Ficus benjamina), ein immergrüner Baum oder Strauch mit ei-elliptischen, glänzenden, ledrigen, 5–10 cm langen Blättern, die eine charakteristische Blattspitze besitzen. Die Birken-Feige gilt jedoch auch als Auslöser einer Latex-Allergie: die Allergene sind Proteine des Latex-Saftes, die sich auf der Blattoberfläche an Staubpartikel binden und mit diesen in der Raumluft zirkulieren. Als Zimmerpflanze werden auch der aus dem tropischen Afrika stammende Leierblatt-Feigenbaum (Ficus lyrata), dessen geigenförmige, stark geäderte Blätter eine Länge von 40 cm erreichen, undder aus China und Japan stammende, mit Haftwurzeln kletternde und reich verzweigte Kletter-Ficus (Ficus pumila syn. Ficus repens) gehalten; dessen zarte, herzförmige, bis 2 cm große Blätter können wie die Blätter anderer Ficus-Zierformen cremefarben gemustert sein ('Variegata'-Formen von Ficus pumila, Ficus benjamina, Ficus elastica). In Ost- und Nordostafrika beheimatet ist die Esels-Feige oder Sykomore (Ficus sycomorus, verschiedentlich auch als Maulbeerfeigenbaum bezeichnet), ein bis 15 m hoher Baum mit rundlichen Blättern und eßbaren (jedoch nicht sonderlich schmackhaften) gelblichroten Fruchtständen. Verwendet wird vor allem sein sehr festes, haltbares Holz, aus dem schon im alten Ägypten Mumiensärge hergestellt wurden. Der Pepulbaum oder Bobaum (Ficus religiosa), ein in Ostindien und Sri Lanka heimischer Baum mit langgestielten, herzförmigen, in einer langen, dünnen Spitze auslaufenden Blättern, wird in Südostasien häufig kultiviert, da unter ihm Buddha erleuchtet worden sein soll. Die als Banyans bezeichneten, hauptsächlich in den Tropen Asiens und Afrikas zu findenden, baumwürgenden Feigen umschlingen als Jungpflanzen mit sproßbürtigen Wurzeln andere Bäume und bewirken so schließlich deren Absterben. Wie etwa bei Ficus bengalensis, dem aus dem Himalaya und den Gebirgen Südindiens stammenden Banyanbaum ( vgl. Abb. ), werden bei älteren Pflanzen die waagerecht von der Hauptachse ausgehenden langen Seitentriebe durch kräftige sproßbürtige Wurzeln gestützt. Die dabei entstehende, weit ausladende Krone ist ein willkommener Schattenspender. Durch Ablösung bewurzelter Stämme von der Mutterpflanze entstehen größere, auf ein einziges Individuum zurückgehende Ficus-Wälder. Ein weiterer Baumwürger ist Ficus virens, die von Indien bis Australien vorkommende Würge-Feige.
N.D./A.Se.
Ficus
Ficus carica mit Luftwurzeln
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