Lexikon der Biologie: Honigbienen
Honigbienen, staatenbildende Bienen der Gattung Apis (Apidae) mit den auf die indomalayische Region beschränkten Arten Apis dorsata (Riesenhonigbiene), Apis florea (Zwerghonigbiene), Apis indica (Indische Biene) sowie der einheimischen und in zahlreichen Unterarten und Rassen über die gesamte Erde verbreiteten eigentlichen Honigbiene, der Biene schlechthin, die von C. von Linné 1758 als Apis mellifera (die Honigtragende) benannt, 1761 aber, als er offenbar erkannt hatte, daß sie nicht Honig, sondern Nektar einträgt und daraus erst Honig herstellt, in Apis mellifica (die Honigbereitende) umbenannt wurde. Nach den Internationalen Nomenklaturregeln ist jedoch Apis mellifera der wissenschaftlich gültige Name. – Die Riesenhonigbiene (Apis dorsata) ist nicht nur größer als die heimische Hornisse(Vespa crabro), sondern auch hinsichtlich ihres Stiches die gefürchtetste aller Honigbienen. In den Kronen 30–80 m hoher Urwaldbäume oder auch an Felsvorsprüngen baut sie, ohne jede schützende Hülle, eine einzige, vertikale, bis 1 m (Durchmesser) große Wabe, die rund 70.000 Zellen enthalten kann. Alle Zellen sind mehr oder minder von gleicher sechseckiger Form, so daß jede als Brutzelle für die 3 Kasten ( vgl. Abb. 1 ), Arbeiterin, Königin undDrohne, wie als Vorratsspeicher für Honig und Pollen dienen kann. – Die Zwerghonigbiene (Apis florea) ist nicht nur daran leicht zu erkennen, daß sie von allen Honigbienen die kleinste ist, sondern auch einen an seiner Basis hellroten Hinterleib besitzt, der zudem auffällige, silberweiße Filzbinden trägt. Ähnlich wie die Riesenhonigbiene baut auch sie unter freiem Himmel eine einzige, allerdings nur handtellergroße Wabe, an der nach Größe, Form und Anordnung Vorrats-, Arbeiterinnen-, Drohnen- und Königinnenzellen zu unterscheiden sind ( vgl. Abb. 2 ). Der Zweig wird von der senkrecht herabhängenden Wabe derart ausladend umgriffen, daß oben auf ihm geradezu ein kleines Plateau entsteht, auf dem die heimkehrenden Trachtbienen landen und hier ihre Tänze ausführen. Die Zweigenden sind mit einem Leimring aus eingesammeltem Harz gegen Ameisen gesichert. – Von der Riesen- und der Zwerghonigbiene unterscheiden sich die in ihrer Lebensweise sehr ähnliche Indische Honigbiene (Apis indica) unddie eigentliche Honigbiene (Apis mellifera) vor allem dadurch, daß sie mehrere Waben mit Arbeiterinnen-, Drohnen- und Königinnenzellen (wobei Arbeiterinnen- und gegebenenfalls Drohnenzellen auch als Vorratsspeicher dienen) immer – von Notfällen abgesehen – in Behausungen (Baumhöhlen, Felsspalten) anlegen ( vgl. Abb. 3 ), durch deren Nachahmung in Form von Beuten (Bienenstock) es dem Menschen ja gelungen ist, die Biene als Nutztier an sich zu binden (Bienenzucht). – Hinsichtlich des Wabenbaus erscheint die Riesenhonigbiene als die ursprünglichste aller Apis-Arten. Bei Betrachtung der Tanzsprache aber rückt die Zwerghonigbiene auf die unterste Stufe. Zwerghonigbienen tanzen, wie schon erwähnt, nur auf der oberen horizontalen Plattform ihrer Wabe; denn „sie sind nicht imstande, den Winkel zur Sonne in den Schwerkraftwinkel zu übersetzen. Sie können die Richtung zur Futterquelle nur anzeigen, indem sie sich beim Schwänzellauf auf horizontalem Tanzboden in jenen Winkel zur Sonne einstellen, den sie beim Flug zum Ziel eingehalten hatten“ (K. von Frisch). Die Riesenhonigbiene dagegen kann den Winkel zur Sonne auf den Winkel zur Schwerkraft übertragen, was man ja auch erwarten muß, da sie nur eine voll vertikale Wabe zur Verfügung hat, der waagerechte Tanzboden eben fehlt. Doch gelingt ihr das nur, wenn sie gleichzeitig Wabe und Sonne oder wenigstens ein Stückchen blauen Himmels sieht. Lediglich die eigentliche Honigbiene und die Indische Biene, deren Nachrichtenübermittlung sich ja im dunklen Stock vollziehen muß, sind in der Lage, den Sonnenwinkel aus dem Gedächtnis in den Schwerkraftwinkel zu übertragen. – Arbeitsteilung der Honigbiene: staatenbildende Insekten. Afrikanisierte Biene, Apidologie, Bienenfarben, Bienengift, Bienenschutz, Bienensprache (Abb.), Dressur, Mörderbiene, Pollensammelapparate, Stechapparat; ä Bestäubung II , Farbensehen II , ü Hautflügler II , Homologie , mechanische Sinne I, Nervensystem I, Symbiose, Verdauung II.
D.Z.
Lit.: Buttel-Reepen, H. von: Leben und Wesen der Bienen, Braunschweig 1915. Frisch, K. von: Aus dem Leben der Bienen. Berlin, Heidelberg, New York 1977. Seeley, T.: Die Honigfabrik. Im Mikrokosmos des Bienenstocks. Basel 1997.
Honigbienen
Abb. 1: Eigentliche Honigbiene (Apis mellifera): a Larve (Made), b Puppe, c Arbeiterin, d Königin, e Drohne
Honigbienen
Abb. 2: Nest der Zwerghonigbiene (Apis florea), besteht aus nur einer einzigen Wabe. A Arbeiterinnenzellen, D Drohnenzellen, K Königinnenzellen, L Leimring, V Vorratszellen
Honigbienen
Abb. 3:
außerhalb einer Höhle angelegte Waben
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