Lexikon der Biologie: Weißlinge
Weißlinge, 1)Wittlinge, Sillaginidae, Familie indopazifischer Barschfische mit 31 Arten. Sie haben einen langgestreckten, kräftigen Körper mit kleinen Kammschuppen, eine kurze, stachelstrahlige 1. und saumartige, weichstrahlige 2. Rückenflosse sowie weißes, wohlschmeckendes Fleisch; leben vor allem im sandigen Küstenbereich in der Nähe von Flußmündungen. Hierzu gehören der ostaustralische, bis 50 cm lange Sandweißling (Sillago ciliata) und der südaustralische, bis 70 cm lange Gefleckte Weißling (Sillago punctatus); beide Arten sind wichtige Wirtschaftsfische. 2)Pieridae, den Ritterfaltern verwandte Tagfalter-Familie (Tagfalter) mit weltweit etwa 1500 Vertretern, bei uns ca. 20 Arten, darunter so bekannte Schmetterlinge wie die Kohlweißlinge oder der Zitronenfalter. Grundfarbe der Flügel durch Pteridine meist weiß, gelb oder orange, oft mit schwärzlicher Zeichnung vor allem an der Flügelspitze, manche tropische Arten auch blau, rot und violett. Saisonale Farbunterschiede und Sexualdimorphismus sind häufig, so z.B. beim Aurorafalter(Anthocharis cardamines). Unterseite der Hinterflügel oft unscheinbar grünlich, Flügel immer ungeschwänzt; Spannweite reicht von 25 mm bis 100 mm. Die einheimischen Weißlinge sind mittelgroß, alle Brustbeine sind voll entwickelt und zum Klettern geeignet. Die meisten Arten fliegen in mehreren Generationen; oft wanderlustig, mitunter in Schwärmen ziehend, wie der amerikanische Weißling, Ascia monuste. Viele Arten in großer Individuenzahl auftretend, einige von wirtschaftlicher Bedeutung, wie die Kohlweißlinge. Vorkommen bis ins Hochgebirge, so in den Anden bis über 5000 m; bei uns in den Hochlagen der Alpen fliegt der Hochalpenweißling (Pontia callidice). Sie dringen auch in extreme nördliche Breiten vor, z.B. die circumpolar verbreitete Art Colias hecla. Eier spindelförmig mit Längsrippen, Larven zylindrisch, ohne besondere Anhänge oder Fortsätze; meist grün mit kurzen Härchen und Längsstreifung; fressen bei uns bevorzugt an Kreuzblütlern und Leguminosen; Verpuppung als Gürtelpuppe, die einen Kopffortsatz trägt; Überwinterung normalerweise als Raupe oder Puppe. Bei uns 3 Unterfamilien: Pierinae mit weißer Grundfarbe, nur beim Aurorafalter sind die Flügelspitzen beim Männchen orange; Raupen an Kreuzblütlern, wo sie mit der Nahrung Senfölglykoside aufnehmen und speichern, was ihnen einen gewissen Schutz vor Freßfeinden verleihen soll; nur der Baumweißling(Aporia crataegi) frißt an Rosengewächsen. Bekanntester einheimischer Vertreter ist der Große Kohlweißling (Pieris brassicae; ß vgl. Abb. ), eurasiatisch, Spannweite um 60 mm, Vorderflügelspitze schwärzlich; Weibchen mit 2 schwarzen Flecken; Kulturfolger, verbreitet in Gärten, auf Äckern und Brachland; jährlich starke Populationsschwankungen; Eier gelblich, in dichtem Gelege an Blattunterseite; Raupen auffällig grün mit gelblicher Längszeichnung und schwarzem Punktmuster; anfangs gesellig, kann an Kohlarten schädlich werden. Ähnlich der Kleine Kohlweißling oder Rübenweißling, Artogeia (Pieris) rapae ( ß vgl. Abb. ), Spannweite nur um 45 mm; Zeichnung blasser grau, häufig, Eiablage einzeln, Raupe grün. Sehr ähnlich der Rapsweißling, Heckenweißling oder Grünaderweißling, Pieris napi (früher Artogeia napi), Unterseite der Hinterflügel mit deutlich graugrün bestäubten Adern; verbreitet und häufig, in der Feldflur mehr in Wald- oder Gehölznähe, auf Schlägen, Waldwegen, Wiesen und Säumen; Bergweißling, Artogeia (Pieris) bryoniae, stark dunkel bestäubt, in den Alpen auf Wiesen bis 2000 m; Resedafalter (Pontia daplidice), mit schwarzer Fleckzeichnung, Hinterflügelunterseite weiß und olivgrün gescheckt, südliche Art, wandert bis Skandinavien, auf blütenreichem Brachland und Trockenrasen. Vertreter der vor allem neotropisch verbreiteten Unterfamilie Dismorphiinae sind in Gestalt und Färbung oft ähnlich einigen giftigen Ithomiidae und Heliconiidae (Mimikry); Vorderflügel meist schmal; einzige häufige Art bei uns ist der Senfweißling oder Leguminosenweißling (Leptidea sinapis); erst kürzlich wurde bemerkt, daß unser Senfweißling noch eine sehr ähnliche Zwillingsart besitzt (Leptidea reali), die eine mehr westeuropäische Verbreitung besitzt und wohl in Westdeutschland vorkommt; Falter zart mit schwachem Flug, Flügel gerundet, außen mit grauem Fleck; an Waldrändern, auf Schlägen und bebuschten Trockenrasen; Raupenfutterpflanzen sind Schmetterlingsblütler (vor allem Lathyrus-Arten), an deren Blüten die Falter auch gerne Nektar aufnehmen. Zur Unterfamilie Gelblinge (Coliadinae) gehören: der Zitronenfalter(Gonepteryx rhamni) und der Postillon(Colias crocea); die Vertreter der Gattung Colias („Kleefalter“) fressen als Raupe an Leguminosen; Ausnahme: der Moorgelbling oder Hochmoorgelbling (Colias palaeno), dessen Larve an Rauschbeere lebt; männliche Falter gelb, Weibchen blaß grünlich-weiß, beide mit schwärzlicher Randbinde; bei uns ein Eiszeitrelikt; durch Moorzerstörung in Deutschland im Bestand stark gefährdet; fliegt im Sommer in einer Generation. Häufig ist der Gemeine Heufalter oder die Goldene Acht (Colias hyale), gelb mit unterbrochener dunkler Saumbinde; Weibchen heller, auf der Hinterflügelunterseite ein schwarz und rötlich gerandeter weißer Doppelfleck (Name!); Spannweite um 45 mm, auf Wiesen und Kleeäckern. Insekten IV , Schmetterlinge .
T.J./H.St.
Weißlinge
1 Großer Kohlweißling (Pieris brassicae):a Ei, b Raupe, c Puppe, d weibliche Imago; 2 Kleiner Kohlweißling, Rübenweißling, Artogeia (Pieris) rapae
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