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Lexikon der Biochemie: Cytokine

Cytokine, Proteine mit Mediatorfunktionen, die von Zellen hämatopoetischer Herkunft gebildet werden, für viele Effektorwirkungen solcher Zellen verantwortlich sind und die Differenzierung und Aktivierung von Zellen des Immunsystems regulieren. Sie wirken bei der Kommunikation zwischen Immunzellen mit, haben Kontrollfunktionen bei der Proliferation und Differenzierung von Leucocyten, unterstützen die Induktion von Immunreaktionen und haben sowohl hemmende als auch begünstigende Einflüsse auf Entzündungsprozesse. Die Bezeichnung C. wurde 1974 von Cohen eingeführt. Im angelsächsischen Sprachraum werden die C. noch häufig mit dem älteren Terminus Lymphokine bezeichnet. Nach wie vor ist die Terminologie nicht eindeutig und eine klare Abgrenzung des Begriffes C. ist schwierig. Als C. werden im weiteren Sinne der Definition Proteine bezeichnet, die von oder auf Zellen des Immunsystems wirken. Die Beschränkung auf das Immunsystem allein ist aber nicht eindeutig. C. sind in der Regel größer als 5kDa und werden im Gegensatz zu den Peptidhormonen von vielen verschiedenen Zellen gebildet. Während Peptidhormone auf spezifische Zielzellen wirken und durch spezifische biologische Aktivitäten gekennzeichnet sind, haben C. viele Zielzellen und zeigen zum Teil überlappende Wirkungen. Zu den C. gehören Interleukine, Monokine, Lymphokine, Interferone, koloniestimulierende Faktoren, der Tumor-Nekrose-Faktor und die transformierenden Wachstumsfaktoren α und β. Da die meisten C. gleichermaßen von Monocyten und Lymphocyten, aber auch von anderen Zellen produziert werden, kann man eigentlich nicht mehr von "echten" Lymphokinen und Monokinen sprechen. Im engeren Sinne der Definition sind Lymphokine C., die von Lymphocyten gebildet werden. Der Begriff Interleukine wurde 1979 geprägt und bedeutet so viel wie "etwas zwischen Leucocyten bewegen". Ein C. darf nur dann Interleukin genannt werden, wenn a) ein gereinigtes, sequenziertes Protein, das kloniert und als rekombinantes Protein exprimiert wurde, vorliegt, b) es ein natürliches Produkt von Zellen des Immunsystems ist, c) es seine Hauptfunktion im Immunsystem erfüllt und d) eine Neubenennung nur bei Vorliegen wichtiger Gründe erfolgt. C. sind bedeutungsvoll für die Therapie vieler Erkrankungen. Interferone, hämatopoetische Wachstumsfaktoren, TNF-α und einige Interleukine befinden sich in der klinischen Erprobung zur Behandlung von Tumorerkrankungen, Chemotherapie, Knochenmarktransplantationen und AIDS. Interferon-α hat sich bei der Heilung der Haarzell-Leukämie ebenso bewährt, wie die koloniestimulierenden Faktoren GM-CSF und G-CSF bei der Behandlung chemotherapieinduzierter Cytopenien (Verminderung der Zahl der Blutzellen). [H. Kirchner et al. Cytokine und Interferone: Botenstoffe des Immunsystems, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1993]

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