Lexikon der Biochemie: genetischer Code
genetischer Code, die Regeln für die Translation der Basensequenzen von Nucleinsäuren in die Aminosäuresequenzen von Polypeptiden (Proteinbiosynthese). Die Nucleinsäurebasen werden in Tripletts abgelesen. Die vier Basen ergeben 64 (43) verschiedene Permutationen ("Wörter"). Da durch den Code nur 20 Aminosäuren spezifiziert werden müssen, können viele Tripletts redundant sein und sind es auch. In Tabelle 1 sind die Aminosäuren und die dazugehörenden Tripletts bzw. Codons aufgelistet.
Drei der Codons ("term" in der Tabelle) bestimmen die Beendigung der Translation (Terminationscodon). Die Ketteninitiation wird durch längere Sequenzen angezeigt, die durch Initiationsfaktoren erkannt werden (Proteinbiosynthese).
Der Code enthält keine Kommata. Das "Leseraster", die Art, in der die Sequenz in Tripletts unterteilt wird, wird durch den genauen Punkt bestimmt, an dem die Translation initiiert wird. Dies bedeutet, dass die Sequenz CATCATCAT in den drei möglichen Leserastern als CAT,CAT,CAT oder C,ATC,ATC,AT oder CA,TCA,TCA,T gelesen werden kann. Eine Mutation, die das Lesemuster eines Gens ändert, z. B. die Deletion oder Insertion von ein oder zwei Nucleotiden, wird Leserastermutation genannt. Normalerweise ist der Code nicht überlappend. Im Bakteriophagen ΦX 174 sind jedoch zwei Gene vollständig in anderen Genen enthalten. Diese werden in verschiedenen Leserahmen translatiert, so dass die Aminosäuresequenzen der Proteine, die von diesen codiert werden, unterschiedlich sind.
Genetischer Code in der mitochondrialen mRNA. In der mitochondrialen mRNA unterscheiden sich einige Codons von denen, die in der Tabelle aufgeführt sind und die für die cytoplasmatische und bakterielle mRNA ermittelt wurden. Beispielsweise werden in der menschlichen Mitochondrien-mRNA AGA und AGG als Terminationscodons verwendet. Weitere Unterschiede sind in Tabelle 2 aufgeführt.
Außerdem setzen die Mitochondriensysteme weniger tRNA-Arten (maximal 24) als die Nichtmitochondriensysteme (32-40) ein. Dies könnte das Resultat einer einfacheren Decodierungsstrategie in den Mitochondrien sein, da hier die tRNA mit U in der Wobble-Position mit jeder der vier Basen paart (Wobblehypothese). Daher können die acht Aminosäuren, die durch jeweils mindestens vier Codons codiert werden, nur durch acht tRNAs bedient werden.
Genetischer Code der Ciliaten. Der genetische Code der Ciliaten gleicht dem für andere Eukaryonten beschriebenen, mit der Ausnahme, dass UAA und UAG für Glutamin codieren und nicht als Stoppsignale fungieren. Ein Vergleich der Genstruktur und der Proteinsequenz zeigt, dass die TAA- und TAG-Tripletts in der DNA (nichtcodierender Strang) mit dem Glutamin des Oberflächenantigenproteins von Paramecium, des α-Tubulins von Stylonchia und eines Histons von Tetrahymena korrespondiert. Die Ciliaten-mRNA scheint nur ein Terminationscodon zu besitzen: UGA. [F. Caron u. E. Meyer Nature314 (1985) 185-188; J.R. Preer et al. Nature314 (1985) 188-190]
Tab. 1. Genetischer Code.
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1. Base | U | C | A | G | 3. Base |
U | Phe Phe Leu Leu | Ser Ser Ser Ser | Tyr Tyr term term | Cys Cys term Trp | U C A G |
C | Leu Leu Leu Leu | Pro Pro Pro Pro | His His Gln Gln | Arg Arg Arg Arg | U C A G |
A | Ile Ile Ile Met* | Thr Thr Thr Thr | Asn Asn Lys Lys | Ser Ser Arg Arg | U C A G |
G | Val Val Val Val | Ala Ala Ala Ala | Asp Asp Glu Glu | Gly Gly Gly Gly | U C A G |
* AUG ist Bestandteil des Initiationssignals und codiert auch für innere Met-Reste.
Tab. 2. Genetischer Code. Einige Codons in mitochondrialer mRNA.
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Mitochondrien von | |||||||
– Hefe | Gly | Ile | Thr | Trp | |||
– Mensch | Gly | Met | Leu | Trp | |||
– Neurospora | Gly | Ile | Leu | Trp |
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