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Lexikon der Biochemie: Lipoproteine

Lipoproteine, zusammengesetzte Proteine, die Lipide als prosthetische Gruppe enthalten. Ihr Kohlenhydratanteil beträgt 1-2%. Sie kommen im Blut- und Zellplasma, in den Zell- und Zellorganellmembranen sowie im Eidotter vor, in der Leber werden sie gebildet. Die Funktion der L. im Blutplasma besteht im Transport und der Verteilung der aus dem Dünndarm resorbierten Neutralfette und fettähnlichen Stoffe, wie Phosphatide, freies und verestertes Cholesterin, freie Fettsäuren, fettlösliche Vitamine und Hormone, über die Lymph- und Blutbahn zur Leber und in andere Organe. L. sind besonders von Bedeutung bei Transport und Ablagerung von Cholesterin und spielen damit eine Rolle bei der Entstehung der Arteriosklerose, die auf Cholesterinablagerung in den Gefäßwänden zurückgeht.

L. können elektrophoretisch oder durch Ultrazentrifugation im Dichtegradienten charakterisiert werden. Die Flotationsgeschwindigkeit Sf ist eine charakteristische Messgröße; die dabei beobachteten Dichten werden zur Klassifizierung genutzt (Tab.), high density lipoproteins, low density lipoproteins, very low density lipoproteins.

Die größten L. sind die mikroskopisch sichtbaren Chylomikronen (Durchmesser 500 nm). Sie treten nach der Verdauung fetter Speisen im Blut auf. Naszierende Chylomikronen werden durch den Dünndarm produziert und enthalten große Mengen an Triacylglycerinen und Cholesterylestern. Das Chlolesterin, das mit Nahrungsmitteln aufgenommen wird, tritt im Dünndarm in Form naszierender Chylomikronen in Erscheinung. Chylomikronen transportieren Triacylglycerine zu Fettgewebe und Muskeln. Eine Lipase (L.-Lipase, EC 3.1.1.34) auf den Membranen der Kapillarendothelzellen hydrolysiert ungefähr 90 % der Triacylglycerine. Die resultierenden Fettsäuren diffundieren in die Gewebszellen (Acylglycerine). Chylomikronenreste werden von der Leber aufgenommen, ihr Cholesterin dient zur Regulation der Cholesterin- und LDL-Rezeptor-Synthese.

Intermediate density lipoproteins, IDL enthalten zwei Apoproteine: E und B-100. Ersteres ist in mehreren Kopien vorhanden und besitzt eine hohe Affinität zu LDL-Rezeptoren. Rezeptor-gebundenes IDL wird durch Endocytose aufgenommen, der Rest abgebaut. Dabei wird das Apoprotein E abgespalten und es bleibt LDL zurück, das nur ein einziges Apoprotein-B-100-Molekül und einen höheren Gehalt an Cholesterylester enthält (low density lipoproteins).

[R.M. Glickman u. S.M. Sabesin in I.M. Arias et al. (Hrsg.), The liver: Biology and Pathology, 2. Aufl., Raven Press, New York, 1988]

Lipoproteine. Tab. Klassifizierung und Eigenschaften der Lipoproteine im Blutplasma des Menschen. VLDL = very low density lipoproteins (Lipoproteine mit sehr geringer Dichte); LDL = low density lipoproteins (Lipoproteine mit geringer Dichte); IDL = intermediate density lipoproteins (Lipoproteine mit mittlerer Dichte); HDL = high density lipoproteins (Lipoproteine mit hoher Dichte ); VHDL = very high density lipoproteins (Lipoproteine mit sehr hoher Dichte). [F.T. Lindgren et al. in G.J. Nelson (Hrsg.) Blood Lipids and Lipoproteins: Quantitation, Composition and Metabolism, Wiley-Interscience, New York, 1972]

Lipoprotein-
Typ
Elektrophorese-
fraktion
Dichte Flotation Mr mg/100 ml % reich an
(Sf) [×103kDa] Plasma Eiweiß
Chylomi-kronen <0,960 103-105 0-50 1 Triacylglycerinen
VLDL Prä-β-Lipoproteine 0,960-1,006 20-400 5,0-20 150-250 7 Triacylglycerinen
IDL 1,006-1,019 12-20 3,4 50-100 11 Cholesterinestern
LDL β-Lipoproteine 1,019-1,063 0-12 2,0-2,7 315-385 21-23 Cholesterinestern
HDL α-Lipoproteine 1,063-1,210 0,375 270-380 35-50 Phospholipiden
VHDL1 >1,210 Sedim.
Konst.
2-10S
0,145 ? 65 freien Fettsäuren
VHDL2 1,210 0,280 ? 97 freien Fettsäuren
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