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Lexikon der Biochemie: Tumor-Nekrose-Faktoren

Tumor-Nekrose-Faktoren, TNF, zu den Cytokinen zählende Proteine.

1) TNF-α, Cachectin, ein vorwiegend von natürlichen Killerzellen und Makrophagen gebildetes immunregulatorisches Cytokin mit pleiotroper Wirkung in der interzellulären Signalübertragung, das zur Tumor-Nekrose-Faktor-Familie gehört. TNF-α besteht in der aktiven Form aus einer Peptidkette mit 157 Aminosäurebausteinen mit einer intrachenaren Disulfidbrücke (Mr 17kDa). Es spielt eine zentrale regulatorische Rolle bei Entzündungs- und Immunreaktionen. Schon zu einem frühen Zeitpunkt der Enzündungen beeinflusst T. allein oder gemeinsam mit anderen Cytokinen, wie IL-1 und IL-6 (Interleukine), die an einer Entzündung beteiligten Immunzellen. Ferner bewirkt T. bei neutrophilen Granulocyten und Makrophagen eine Steigerung der Phagocytose sowie der Antikörper-abhängigen zellvermittelten Cytotoxizität gegen Turmorzellen, Mikroorganismen und Parasiten. Es wird angenommen, dass T. zusammen mit IL-1 das iniziale Signal für die Interferon-γ-induzierte Makrophagenaktivierung darstellt. Neben anderen Wirkungen stimuliert T. die Bildung weiterer Cytokine, wie IL-1, IL-6, koloniestimulierende Faktoren sowie von Prostaglandin E2 und Kollagenase in Makrophagen. Obgleich die Wirkung von T. auf Tumoren noch nicht genau bekannt ist, scheint neben den oben erwähnten Wirkungen die Gefäßzerstörung von wesentlicher Bedeutung zu sein. Insbesondere die Schädigung der Blutgefäße führt zu einer mangelhaften Blut- und Sauerstoffversorgung und somit zum Absterben bestimmter Tumorzellen. Die synonyme Bezeichnung Cachectin ist darauf zurückzuführen, dass T. bei chronischen Entzündungen und Tumorerkrankungen Kachexie auslösen kann, worunter man eine auf den Verlust von Fettreserven und Muskelmasseschwund zurückzuführende Auszehrung versteht, die auf eine durch T. verursachte Inhibierung der Lipoprotein-Lipase zurückgeführt wird. Weitere Wirkungen von T. sind Verbrauch von Proteinreserven und eine Induzierung von IL-1, die zur Proteolyse des Muskels führt. T. wurde 1975 als antitumoral wirkender Faktor entdeckt. Später konnte es kloniert und gentechnisch hergestellt werden. TNF-α dient der Abwehr viraler, bakterieller und parasitärer Infektionen und spielt auch bei Autoimmunreaktionen eine wichtige Rolle.

2) TNF-β, ältere Bezeichnung Lymphotoxin, ein von aktivierten T-Lymphocyten produziertes Cytokin, das ebenfalls zur Tumor-Nekrose-Faktor-Familie gehört. Es besteht aus 171 Aminosäureresten (kohlenhydratfreie Form: Mr 18,7kDa). TNF-β und TNF-α zeigen eine Sequenzhomologie von 36%. Ihre biologische Aktivität wird über die gleichen Rezeptoren vermittelt, den TNF-Rezeptor 1 (Mr 55kDa) und den TNF-Rezeptor 2 (Mr 75kDa). Dadurch erklärt sich das ähnliche biologische Wirkungsspektrum. Das TNF-β-Gen befindet sich auf dem Chromosom 6 etwa 1.200 Basenpaare vom Gen des TNF-α entfernt.

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