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Kompaktlexikon der Biologie: Blütenbildung

Blütenbildung, bei blütenbildenden Pflanzen der Prozess, während dessen der Übergang von der vegetativen Phase in die reproduktive Phase erfolgt. Das Apikalmeristem der Sprossspitze bildet dann nicht mehr Blätter, sondern die aus den Blütenorganen Kelchblättern, Kronblättern, Staub- und Fruchtblättern bestehenden Blüten (Blühen, Blütezeit).

Die B. findet im Anschluss an die durch endogene und exogene Faktoren beeinflusste Blühinduktion statt, während der sich das Sprossmeristem in ein Blüten bildendes Meristem (Blühmeristem) umwandelt. Die Natur des in diesem Zusammenhang vielfach genannten Blühhormons (Florigen) das in den Blättern gebildet und als biochemisches bzw. molekulares Signal zum Sprossapex transportiert wird, ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt worden.

Die B. wird durch eine Reihe von so genannten Blühgenen gesteuert, deren Expression einem bestimmten Programm folgen muss, damit letztlich Blüten entstehen. Bei Arabidopsis thaliana und Antirrhinum majus (Löwenmaul) wurden zahlreiche Mutanten mit veränderten Blüten isoliert, mit deren Hilfe 1991 von E. Meyerowitz und E. Coen das so genannte ABC-Modell der Blütenbildung vorgeschlagen wurde ( vgl. Abb. ). Es verdeutlicht, wie die für Transkriptionsfaktoren codierenden Blütenorgan-Identitätsgene z.B. bei Arabidopsis thaliana die Identität der Blütenorgane einer Pflanze kontrollieren(Arabidopsis-Mutanten). Dabei wird die Organidentität in jedem der vier Wirtel durch die Aktivität von drei unterschiedlichen, A, B und C genannten Klassen gesteuert. Ist nur Typ A aktiv, entstehen Kelchblätter, bei A und B Kronblätter, bei B und C Staubblätter und bei ausschließlich C kommt es zur Bildung von Fruchtblättern. In Wildtyp-Blüten erstrecken sich diese Aktivitäten auf die in vier Wirteln angeordneten Blütenorgane. Ferner unterdrückt A die Funktion von C in den Wirteln 1 und 2, sowie C umgekehrt die Aktivität von A im 3. und 4. Wirtel. Änderungen in der Kombination von A, B und C führen zu veränderten Blütenphänotypen, wie sie für eine Reihe von Mutanten beobachtet wurden. So fällt bei der Agamous-Mutante offenbar die Funktion C in allen Wirteln aus, sodass die Blüten dieser Mutante nur aus Kelch- und Kronblättern bestehen (Abb. Arabidopsis-Mutanten). Für die Korrektheit des ABC-Modells spricht auch, dass eine Dreifachmutante, bei der A, B und C gleichzeitig durch Mutationen ausgeschaltet sind, deutlich veränderte Blüten aufweist, die nur aus Blättern besteht.



Blütenbildung: Das ABC-Modell der Blütenbildung. Vergleich der durch drei unterschiedliche Aktivitäten (A, B, C) der Blütenorgan-Identitätsgene erzeugten Blütenentwicklung. Dem Wildtyp (A) sind drei Arabidopsis-Mutanten (B-D) gegenübergestellt, bei denen jeweils eine dieser Aktivitäten ausfällt. Dadurch kommt es zu veränderten Blattorganen in einem oder mehreren Wirteln

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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