Kompaktlexikon der Biologie: Ciliata
Ciliata, Wimpertierchen, in der phylogenetischen Systematik als Ciliophora bezeichnete Gruppe heterotropher Einzeller mit rund 8000 sehr heterogenen Arten. Übereinstimmung zeigen sie im Besitz meist zahlreicher, kurzer Cilien (Wimpern), in der spezifischen Struktur der Rindenschicht (Cortex), die für die Formkonstanz der C. verantwortlich ist und im Wesentlichen aus der Pellicula und den Wurzelstrukturen der Cilien besteht; letztere wird in ihrer Gesamtheit als Infraciliatur bezeichnet und ist ein wichtiges Kriterium für die systematische Einordnung. Weitere Gemeinsamkeit ist der Kerndualismus, C. besitzen einen somatischen Makronucleus (oder auch mehrere), der die Aufgaben des normalen Zellstoffwechsels übernimmt, sowie einen generativen, diploiden Mikronucleus (oder auch mehrere), dessen Aufgabe primär die Speicherung und Neukombination der genetischen Information im Rahmen der Fortpflanzung ist. Ebenfalls gemeinsam ist allen C. die Konjugation als Form der geschlechtlichen Fortpflanzung.
Traditionell wurde die systematische Untergliederung der C. nach der Art der Bewimperung vorgenommen, woraus sich die Großgruppen Holotricha, Chronotricha, Peritricha, Spirotricha und Suctoria herleiten lassen: Ab etwa 1970 wurde der Ausbildung und Entwicklung der Mundapparate der Vorzug gegeben, woraus drei Klassen resultierten: Kinetofragminophora, Oligohymenophorea und Polyhymenophorea. Zurzeit wird die Untergliederung nach den Merkmalen der Infraciliatur bevorzugt, wobei auch Entwicklungskreisläufe und molekularbiologische Daten mit berücksichtigt werden. Daraus resultieren zurzeit drei Gruppen: Postciliodesmatophora, Rhabdophora und Cyrtophora.
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