Lexikon der Chemie: Bitumen
Bitumen, alle natürlich vorkommenden oder aus Naturstoffen ohne Zersetzung gewonnenen flüssigen oder festen Kohlenwasserstoffgemische. Sie stellen brennbare, braungelb bis schwarz gefärbte, höchst komplexe Gemische von Asphalten, Harzen, höhermolekularen Säuren, Festparaffinen, Ceresinen, Esterwachsen, Kohlenwasserstoffölen, Kerogenen u. a. dar. Teere und Peche, die man durch zersetzende Destillation erhält, zählen nicht zu den B., sondern werden lediglich als bitumenverwandte Stoffe bezeichnet. Man unterteilt die B. in natürliche und technische B.
1) Natürliche B. sind aus Kohlenhydraten, Proteinen, Harzen, Lignin, Wachsen und Fetten meist niedriger Organismen direkt oder durch vorwiegend mikrobiologische Zersetzungsprozesse hervorgegangen. Es wird unterschieden zwischen a) größtenteils in Kohlenstoffdisulfid löslichen und verseifbaren natürlichen B., wie Sapropelwachs, Montanwachs und fossilen Harzen, z. B. Bernstein; b) größtenteils in Kohlenstoffdisulfid löslichen und unverseifbaren natürlichen B., wie paraffinisches, paraffinisch-asphaltisches und asphaltisches Roherdöl, Erdölrückstände, Erdwachs und die in Kohlenstoffdisulfid löslichen Anteile der Asphaltite, Naturasphalte und Asphaltgesteine; c) größtenteils in Kohlenstoffdisulfid unlöslichen und unverseifbaren natürlichen B., auch Pyrobitumen genannt, wie Wurzilit, Elaterit, Albertit, Impsonit, und den B. der Kerogengesteine, wie Ölschieferbitumen.
2) Unter technischen B. versteht man die aus den natürlichen B. ohne Zersetzung gewonnenen Produkte. Hierzu rechnen im weiteren Sinne die Erdöldestillate, die Festparaffine, wie Ceresin und Petrolatum, sowie im engeren Sinne die Rückstände einer schonenden Erdöldestillation, z. B. Vaseline.
Ein bituminöser Stoff, z. B. Ölschiefer, ist ein mit B., Pech und/oder Teer durchtränktes Material.
B. wird je nach Beschaffenheit und Herkommen als Klebemasse zum Aufkleben von Fußböden, Fußbodenbelägen und Dachbelägen, als Dichtungs- und Deckaufstrich, zusammen mit Steinmehl als Bindemittel und Bitumenmörtel, der gegen Säuren unempfindlich und nicht quellbar ist, als Sperrstoff im Hoch-, Tief- und Wasserbau, als Bitumenpappe zum Imprägnieren und kombiniert mit Lackrohstoffen, wie trocknenden Ölen, Chlorkautschuk, Natur- und Kunstharzen, als physikalisch trocknender Bitumenlack zum Isolieren von Bauten und Metallen verwendet.
Bitumenemulsionen dienen nach Verrühren von heißen, flüssigen B. in Wasser unter etwa 1%igem Emulgatorzusatz, zum Straßenbau, aber auch vermischt mit Füllstoffen als Isolier- und Dichtungsstoffe. Von den technischen B. ergibt z. B. Vaseline ein Schmiermittel und eine Salbengrundlage, während Ceresin, Petrolatum, Ozokerit, gebleichtes Montanwachs u. a. als Homogenisier- oder Hartwachsstoffe bei der Herstellung von Bohnermassen von großer Bedeutung sind.
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