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Lexikon der Chemie: Calciumcarbonat

Calciumcarbonat, veraltet kohlensaurer Kalk, CaCO3, bildet drei Modifikationen: den trigonalen Calcit (Kalkspat), den rhombischen Aragonit und den hexagonalen Valerit. Bei niedrigen Temperaturen kristallisiert aus Wasser das rhomboedrische Hexahydrat CaCO3·6 H2O, welches an der Luft rasch zur wasserfreien Form verwittert. C. ist in Wasser schwerlöslich (KL = 0,87·10-8 bei 25 °C, d. h. es lösen sich 0,00009 g C. in 100 g Wasser). C. bildet sich unter Einwirken von Kohlendioxid auf Calciumoxid oder -hydroxid. Erhitzt man C., so erreicht der CO2-Druck bei 898 °C Atmosphärendruck. Oberhalb dieser Temperatur zersetzt es sich zu Calciumoxid und CO2. Diesen Vorgang, das Kalkbrennen, wird zur großtechnischen Herstellung gebrannten Kalks CaO und CO2 genutzt (z. B. im Solvay-Verfahren Soda). Durch die Behandlung von gebranntem Kalk mit Wasser bildet sich Ca(OH)2. Bereits in schwachsaurer Lösung (z. B. wäßr. Ammoniumchloridlösung zersetzt sich C. unter CO2-Entwicklung: CaCO3 + 2 NH4Cl → CaCl2 + CO2 + NH3 + H2O. Leitet man in eine wäßr. Aufschlämmung von C. CO2, so löst es sich unter Bildung von Calciumhydrogencarbonat CaHCO3: CaCO3 + H2O + CO2 → Ca(HCO3)2 (Bildung der temporären Härte des Wasser).

In der Natur kommt C. als Calcit (Kalkspat), als Aragonit sowie in feinkristalliner Form als Kalkstein, Kreide und Marmor vor. Der in Island vorkommende Kalkspat ist doppelbrechend und wird auch Doppelspat genannt. Der durch Ton verunreinigte Kalkstein wird als Mergel bezeichnet, bei größeren Tongehalten als Tonmergel, bei geringeren Gehalten als Kalkmergel. Außerdem findet sich C. im Dolomit CaCO3·MgCO3. In der belebten Natur kommt C. z. B. in den Kalkgehäusen verschiedener Meerestiere (Muscheln, Korallen), in Eierschalen u. a. vor.

Große technische Bedeutung hat die thermische Zersetzung von C. zu CO2 und CaO, den Basismaterialien zur Produktion von Soda, Pottasche, Calciumcarbid und Löschkalk, sowie das Brennen des Kalks zusammen mit Ton zu Zement. C. kommt in der Glas- und Keramikindustrie zur Anwendung, dient als Düngemittel und in Form von Schlämmkreide als weiße Anstrichfarbe. Reines, feingepulvertes C. benutzt man zur Entsäuerung von Wein.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
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Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
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Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
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Dr. Günter Kraus, Halle
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Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
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Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
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Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
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