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Lexikon der Chemie: Calciumhydroxid

Calciumhydroxid, Löschkalk, gelöschter Kalk, Kalkhydrat, Ca(OH)2, farbloses, amorphes Pulver (D. 2,08 g cm-3) oder durchsichtige, hexagonale Kristalle, D. 2,24 g cm-3. Bei 580 °C geht C. unter Verlust von Wasser in Calciumoxid CaO über. In Wasser ist C. nur wenig löslich, das Löslichkeisprodukt beträgt KL = 3,9·10-6 bei 25 °C (in 100 g Wasser lösen sich bei 20 °C 0,165 g, bei 100 °C 0,077 g Ca(OH)2.). Die als Kalkwasser bezeichnete klare wäßrige Lösung reagiert stark basisch, schmeckt laugig und reagiert mit dem CO2der Luft unter Abscheidung schwerlöslichen Calciumcarbonats. Die Suspension von C. in Kalkwasser heißt Kalkmilch. Etwas besser löst sich C. infolge Komplexbildung in Glyzerin- oder Zuckerlösungen. In amorpher Form erhält man C. durch Behandeln gebrannten Kalks mit Wasser: CaO + H2O → Ca(OH)2. Dieser als Löschendes Kalks bezeichnete Vorgang verläuft unter starker Wärmeentwicklung (ΔH = -67 kJ mol-1), die selbst bei Verwendung von Eis zum Sieden der Suspension führen kann; daher verwendet man üblicherweise einen großen Wasserüberschuß. Die Löschgeschwindigkeit hängt dabei stark von der Korngröße des Ätzkalks und dessen Reinheit ab. Der entstehende wäßrige Brei wird Kalkbrei genannt.

C. ist die billigste technische Base und findet als solche verbreitete Anwendung. Kalkbrei wird vorrangig zur Bereitung von Kalkmörtel verwendet. Dieser wird durch Zusammenrühren von C. oder auch von Branntkalk CaO mit Sand (Magerungsmittel) und Wasser hergestellt. Mit dem CO2der Luft reagiert das C. des Mörtels zu kristallinem Calciumcarbonat (Abbinden des Mörtels), das mit den beigemengten Zuschlagstoffen eine feste Masse bildet und die Bausteine fest verkittet: Ca(OH)2 + CO2→ CaCO3 + H2O. Der Sand ist an diesem Abbindevorgang nicht beteiligt, bewirkt jedoch eine erhöhte Porosität des Materials und damit ein leichteres Eindringen des CO2und ein rascheres Verdunsten des Wassers. Kalkmilch dient als weiße Anstrichfarbe und wird in der Zuckerindustrie zur Reinigung des Rohsaftes sowie zur Entzuckerung der Melasse verwendet. Sie findet Anwendung in der Abwasserreinigung und als technische Base zur Freisetzung von Ammoniak aus den im Solvay-Prozeß (Soda) anfallenden Ammoniumchloridlösungen. Früher wurde sie zur Herstellung von Natronlauge nach dem Kalk-Soda-Verfahren benutzt.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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