Lexikon der Chemie: Gips
Gips, chemisch Calciumsulfatdihydrat CaSO4·2 H2O. Durch partielle oder vollständige Dehydratisierung entstehen Produkte, die hauptsächlich als Bindebaustoffe verwendet werden. Bei etwa 120 °C entsteht das Halbhydrat CaSO4 *1/2 H2O, der gebrannte G., dessen Abbinden beim Versetzen mit Wasser an der Luft zu einem steinähnlichen Produkt aus sich verfilzenden Gipskristallen führt. Eine weitere Entwässerung bei 120 bis 180 °C ergibt den Stuckgips für dekorative Innenausbauten und bei Temperaturen von 180 bis 200 °C den noch wasserärmeren Putzgips, der für Bauzwecke meist mit Sand als Magerungsmittel versetzt wird. Bei Temperaturen > 200 °C bildet sich der wasserfreie Stuckgips, der als Baumaterial zu schnell abbindet. Durch Erhitzen auf 500 °C geht die Abbindefähigkeit des G. wieder verloren. Oberhalb von 1200 °C entsteht Estrichgips mit hydraulischen Eigenschaften, der langsam erhärtet und zu Produkten hoher Festigkeit führt. Bei Temperaturen > 1300 °C beginnt die thermische Zersetzung des wasserfreien Calciumsulfats. Die entstehenden festen Lösungen von Calciumoxid in Calciumsulfat werden aufgrund der Erhärtung mit Wasser als Mörtelgips bzw. Baugips verwendet. Marmorgips ist ein doppelt gebrannter und zwischen den Brennvorgängen mit Alaunlösungen getränkter G. Neben der Anwendung als Bindebaustoff dient G. zur Herstellung von Formen in der Keramik, als Modellgips, zur Herstellung von Kunstmarmor, als Material in der Medizintechnik und als Füllstoff bei der Papierherstellung. G. und seine wasserärmeren Formen (Halbhydrat, Anhydrit) fallen oft in sehr reiner Form als Nebenprodukte bei verschiedenen technischen Prozessen an (z. B. Fluorwasserstoffgewinnung aus Flußspat, schwefelsaurer Aufschluß von Phosphaten).
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