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Lexikon der Chemie: Paraffin

Paraffin, ein Gemisch gesättigter Kohlenwasserstoffe, das vorwiegend aus Alkanen mit einer Kettenlänge C14 bis C30 besteht. P. stellt je nach Molekülmasse eine wachsähnliche oder auch dick- oder dünnflüssige Masse dar, die geruchlos, geschmacklos, ungiftig ist, nicht klebt und isolierend wirkt. P. ist unlöslich in Wasser, wenig löslich in Ethanol, dagegen leicht löslich in Benzin, Ether und Chloroform; von Schwefelsäure, Salpetersäure und Brom wird es kaum angegriffen. P. wird hauptsächlich aus Erdöl gewonnen oder aus den Fraktionen der Fischer-Tropsch-Synthese, die oberhalb 400 °C sieden. Außerdem kann es aus Braunkohlenschwelteer durch direkte Destillation oder durch katalytische Hydrierung als TTH-Paraffin gewonnen werden. Sowohl die TTH-Paraffine als auch die Fischer-Tropsch-Paraffine sind außerordentlich rein (schwefelarm) und besitzen kaum verzweigte Ketten, so daß sie sich in besonderem Maße als Ausgangsmaterial zur Fettsäureherstellung (Paraffinoxidation) eignen. Das Erdölparaffin fällt beim Entparaffinieren von hochsiedenden Erdölfraktionen oder Schmierölen an, die zur Erniedrigung des Stockpunktes von P. befreit werden müssen. Diese Entparaffinierung erfolgt nach verschiedenen Verfahren: 1) durch Behandeln der Schmieröle bzw. hochsiedenden Erdölfraktionen mit einem Gemisch von Methylethylketon oder Aceton und Toluol, wobei das P. bei Raumtemperatur gelöst wird und bei
-30 °C wieder auskristallisiert; 2) durch Verwendung von Propan, das als Lösungsmittel wirkt und gleichzeitig wegen seines niedrigen Siedepunktes und seiner Verdampfungswärme zur Erzeugung der zum Auskristallisieren notwendigen tiefen Temperaturen dient; 3) durch Umsetzung mit Harnstoff (Harnstofftrennung), wobei die Reinigung des P. durch Hydroraffination, Waschen mit Schwefelsäure und Natronlauge und Entfärbung mit Aktivkohle oder Bleicherde erfolgt, der sich noch vielfach eine Wäsche mit Alkohol anschließt; 4) durch adsorptive Trennung mit Hilfe von Molsieben, z. B. nach dem Parex-Verfahren.

Hartparaffin, eine feste, farblose, nahezu geruchlose Masse, besteht aus gesättigten Kohlenwasserstoffen mit 20 bis 30 Kohlenstoffatomen; F. 50 bis 62 °C. Durch Vakuumdestillation, Extraktion und Raffination kann das Hartparaffin veredelt werden. Es wird vor allem zur Herstellung von Kerzen, Fußboden- und Lederpflegemitteln, Schmiermitteln und Wachspapier verwendet, ferner als Isoliermaterial in der Elektrotechnik.

Weichparaffin, das einen Schmelzpunkt von 42 bis 44 °C besitzt, dient zur Zündholzherstellung, zur Papierimprägnierung und zum Wachsen von Garnen, ist ferner in der Lederindustrie wertvoll. Außerdem wird Weichparaffin medizinisch für Salben und zur Paraffinpackung verwendet.

Bei der Fischer-Tropsch-Synthese fallen an: Paraffingatsch, der einen Schmelzpunkt von 35 bis 40 °C besitzt; Makroparaffin, ein hochschmelzendes P. mit dem Schmelzpunkt 90 bis 95 °C, das in der Imprägnier-, Glanzmittel- und Elektroindustrie verwertet wird. Als Mikroparaffin bezeichnet man ein P. mit einer Teilchengröße von 1 bis 5 μm, das infolge zahlreicher Verzweigungen und eingebauter ringförmiger Gruppen sehr kohlenstoffreich und damit besonders zäh, plastisch und kältebeständig ist. Mikroparaffine werden aus Rohölen oder durch Anreicherung aus Makroparaffinen gewonnen und meist in Form wäßriger Emulsionen als Imprägniermittel verwendet. Paraffinöl (Vaselinöl) besteht aus einem Gemisch flüssiger Kohlenwasserstoffe (Isoalkane, Naphthene), das man durch Hydroraffination und Schwefelsäureraffination von Erdöl- oder Braunkohlenteerparaffinen erhält. Man unterscheidet die beiden Typen Paraffinum subliquidum (dickflüssig) mit einer Viskosität größer als 120 mm2/s bei 20 °C und Paraffinum perliquidum (dünnflüssig), dessen Viskosität bei 20 °C kleiner als 60 mm2/s ist. Man verwendet es als feines Schmieröl für Uhren, Nähmaschinen u. a., als Heizbadflüssigkeit, zur Herstellung von Salben und als Darmgleitmittel gegen Verstopfung.

  • Die Autoren
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Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
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Fachkoordination:
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Redaktion:
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