Lexikon der Ernährung: Alkohol
Alkohol, Ealcohol,1) im chemischen Sinn eine Verbindung, die Hydroxygruppen (-OH) an C-Atome gebunden enthält, welche nicht Teil einer Doppel- oder Dreifachbindung sind (sp3-hybridisierte C-Atome), je nach Anzahl der OH-Gruppen im Gesamtmolekül unterscheidet man ein-, zwei-, drei- und mehrwertige A., die mit der nomenklatorischen Endung -ol, -diol, -triol usw. bezeichnet werden; 2) in Zusammenhang mit Lebensmitteln und Ernährung Syn. für Ethanol (Ethylalkohol) Das Wort A. stammt durch span. Vermittlung aus dem arabischen alkuhl = Antimon(pulver); aus Antimon bereitete man Salbe zum Schwarzfärben der Augenlider; von Paracelsus wurde das Wort auf den flüchtigen, feinen Bestandteil des Weines (Weingeist) bezogen.
Die Aufnahme (Alkoholkonsum) erfolgt in erster Linie durch alkoholische Getränke aber auch mit anderen Lebensmitteln. Bei letzteren wird er als Konservierungsstoff eingesetzt – in Konzentrationen über 14 % stellt Ethanol ein stark wirksames Gift für viele Mikroorganismen dar.
A. kann von der Darmflora in geringer Menge produziert werden – die endogene Blutalkoholkonzentration ist mit 0,1–0,5 mg / dl jedoch sehr niedrig.
A. nimmt in der Ernährung des Menschen eine Sonderstellung ein:
1. als Genussmittel: alkoholische Getränke, bewusst und mäßig getrunken, bereiten Genuss und Freude und werten ein Essen zur Festtafel auf. In Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich z. B. gehört Wein zur Tischkultur. Trinken aus Genuss kann jedoch zur Gewöhnung an übermäßigen Konsum führen.
2. als Nahrungsmittel, aufgrund seines hohen Energiegehaltes von 7,1 kcal / g bzw. 29,8 kJ / g. In der BRD nehmen Männer im Alter von 25 bis unter 51 Jahren täglich 6,9 % der Energie in Form von A. auf. Bei Frauen der gleichen Altersgruppe trägt er mit 3,7 % zur täglichen Energiezufuhr bei. Diabetiker müssen bei Genuss von Diabetiker-Bier bzw Diabetiker-Wein mt Hypoglycämie durch verminderte Gluconeogenese rechnen (Alkoholstoffwechsel, Alkoholresorption).
3. als psychoaktive Substanz, mit der Fähigkeit, das Bewusstsein zu verändern. So wird der A. verwendet als Rauschmittel, als Mittel für sakrale Zwecke, sowie als Mittel zur Förderung sozialer Kontakte. Als psychoaktive Substanz kann A. allerdings auch zu sozialen Problemen führen und zum Suchtmittel (Alkoholismus) werden. A. stellt in Deutschland das Suchtproblem Nr. 1 dar.
4. als Pharmakon, mit der Wirkung als Heilmittel, jedoch gibt es heute nur noch wenige Indikationen für A. So hemmt Ethanol kompetitiv den Stoffwechsel von Methanol und kann so dessen stärkere toxische Wirkung vermindern. Früher wurde Ethanol auch als Energieträger in der parenteralen Ernährung verwendet. Die therapeutische Anwendung als Narkotikum verbietet sich wegen der geringen therapeutischen Breite. Im psychosozialen Bereich wird Alkohol von jeher wegen seiner hemmungslösenden, euphorisierenden Eigenschaften empfohlen, die soziale Interaktionen erleichtern und emotionale Belastungen überwinden helfen sollen. Über diese therapeutischen Funktionen des Alkohols liegen nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen vor.
Spiritus dilutus (70 %iger Alkohol) findet noch heute Einsatz in der chirurgischen Händedesinfektion. Bewährt hat sich auch die Einreibung von Spiritus mit Seifenzusatz zur Festigung der Haut bei langem Krankenlager.
5. als Gift aufgrund seiner unerwünschten Erscheinungen bei akutem sowie chronischem Gebrauch (Alkoholfolgekrankheiten, Alkohol-Intoleranz, Alkohol-Intoxikation). Vergiftungsursachen sind ganz überwiegend Trinkexzesse. Wechselwirkungen mit Pharmaka sind zu beachten. Hohe Alkoholdosen wirken narkotisch und führen schließlich zum Tod. Die tödliche Dosis beträgt für Erwachsene 6–8 g Alkohol pro kg Körpergewicht. Oft treten tödliche Alkoholvergiftungen auch schon nach dem Genuß von 2–5 g Alkohol pro kg Körpergewicht auf. Vor allem Kinder vertragen Alkohol schlecht. Bei Blutalkoholkonzentrationen (Blutalkohol) von etwa 3,5–6,0 tritt der Tod ein – in Einzelfällen werden jedoch auch höhere Blutalkoholkonzentrationen überlebt.
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