Lexikon der Ernährung: Lactose-Intoleranz
Lactose-Intoleranz, Milchzucker-Unverträglichkeit, Elactose intolerance, Unverträglichkeit von extern zugeführter Lactose. Pathophysiologisch lassen sich drei Gruppen unterscheiden:
1) Lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung mit Lactosurie beim Neugeborenen mit normaler Lactase-Aktivität (Lactase). Die Störung ist mit lactosefreier Ernährung therapierbar; sie geht im 2. Lebensjahr meist zurück.
2) Osmotisch bedingte L. (osmotische Diarrhö; Laxanzien) nach Aufnahme großer Lactose-Mengen und / oder nach operativen Eingriffen im Intestinalbereich (Kurzdarmsyndrom; Magenresektion). Die Lactase-Aktivität ist üblicherweise nicht beeinträchtigt.
3) Lactase-Mangel führt zur Lactose-Maldigestion und Anhäufung intakter Lactose im Colon; sie wird dort mikrobiell zu Lactat, Butyrat und Propionat abgebaut und verursacht Flatulenz, Diarrhö und andere Verdauungsbeschwerden.
Situation bei Säuglingen: Bei Zufuhr von Säuglingsmilchnahrungen kommt es ebenfalls zu osmotischen Diarrhöen und zu vermehrter Gasbildung durch die mikrobielle Spaltung des Milchzuckers (Wasserstoff-Atemgastest). Frauenmilch wird bei den erworbenen Formen des L. besser vertragen (vgl. sekundärer Lactasemangel).
Ernährungstherapie: Weitgehender Ausschluss von Milch und Milchprodukten in der Ernährung; die individuelle Verträglichkeit muss ausgetestet werden, Spuren sind in den Gruppen 2 und 3 unbedenklich (lactosedefinierte Diät). Calcium sollte supplementiert werden, insbesondere bei Kindern und Schwangeren. Viele gereifte Käsesorten sind lactosefrei, gesäuerte Milchprodukte häufig verträglich; ggf. können Lactase-Präparate hilfreich sein. Lactose (Milchzucker) ist im Zutatenverzeichnis vorgefertigter Lebensmittel angegeben; Vorsicht mit „Instant-Produkten“: sie enthalten aus technologischen Gründen oft vergleichsweise hohe Mengen an Lactose. Säuglinge benötigen lactosefreie Spezialnahrung.
Für ca. 80 % der Weltbevölkerung ist L. nach der Abstillperiode die Norm; sie muss bei der Planung von Ernährungsprogrammen bzw. Lebensmittelhilfe – z. B. für Krisengebiete – berücksichtigt werden.
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