Lexikon der Geowissenschaften: Trias
Trias, System, das den Beginn des Mesozoikums kennzeichnet. Die Gesteinsschichten zwischen Perm und Jura sind in Mitteleuropa, aber nur hier, deutlich dreigeteilt. Schon im 18. Jahrhundert wurden von den Gelehrten J.G. Lehmann und G.Ch. Füchsel die Stufen Buntsandstein und Muschelkalk benannt. Der Geologe Leopold von Buch fügte die dritte Stufe als Keuper hinzu. Friedrich August von Alberti (1834) faßte die drei Glieder zur Trias zusammen. Die neue Bezeichnung wurde schnell anerkannt, obwohl diese Dreiteilung außerhalb Mitteleuropas kaum erkennbar ist. Die traditionellen Stufen (Skyth, Anis, Ladin, Karn, Nor, Rhät) wurden an marinen Abfolgen der Nördlichen Kalkalpen (Österreich) aufgestellt. Da die Ammonitenzonen hier z.T. unvollständig und nicht immer chronologisch sind, stellte Tozer (1967) einen Standard für die Trias auf, der in Nordamerika besser repräsentiert ist. 1984 modifiziert Tozer die Unterteilung und schlägt vor, das Rhät in das obere Nor zu integrieren. Die ICS-Subkommission für Trias-Stratigraphie (Moskau 1984) entschied jedoch, das Rhät als Stufe beizubehalten.
Die Triaszeit begann vor 250 Millionen Jahren und endete vor 205 Millionen Jahren, umfaßte also 45 Millionen Jahre. Zur Zeit der Trias standen die Landmassen der Süderde Gondwana und der Norderde Laurasia im Bereich des südöstlichen Nordamerikas und des südwestlichen Europas zunächst in breiter Berührung und bildeten den Superkontinent Pangäa. Im Laufe der Trias drang an Grabenbrüchen, sogenannten Riftzonen, der Tethysozean (Tethys) weiter Richtung Westen vor, so daß er sich schließlich von Kalifornien und Nevada bis in den Himalaja und Japan erstreckte ( Abb.).
In Europa muß aufgrund der geographischen Situation zwischen der sog. Alpinen Trias, entstanden im Tethysozean im Süden Europas, und der Germanischen Trias unterschieden werden. Letztere wurde abgelagert in einem gelegentlich von Flachmeeren überfluteten, vorwiegend aber durch Festlandsedimente zugefüllten Binnenbecken, dem sog. Germanischen Becken, das sich in fast gleicher Form wie zur Zechsteinzeit zwischen dem Nordseeraum und Süddeutschland sowie zwischen England und Weißrußland erstreckte. Ähnliche Verhältnisse mit festländischen Ablagerungen wie im Germanischen Becken bestanden damals im westlichen Mittelmeergebiet, in Teilen des europäischen Rußlands (z.B. Dnjepr-Donez-Senke, Moskauer Becken) sowie im südlichen Uralgebiet. Zeitgleiche kontinentale Ablagerungen außerhalb Europas entstanden in Nordamerika, in Afrika (die sich aus dem Perm fortentwickelnde Karru-Formation), in China und in Indien.
Die Gesteine der fast durchweg marinen Alpinen Trias des südlichen Tethysozeans findet man heute in Spanien (sog. Iberische Trias), in den Alpen, in den Gebirgen Italiens, in den Karpaten und den griechischen Gebirgen. Schon in den Jahren zwischen 1830 und 1850 hatte man die Gleichaltrigkeit der marinen triassischen Kalkgesteine der Alpen mit den Triasgesteinen in Württemberg, Hessen und Thüringen erkannt.
Europa lag zur Triaszeit noch immer in Äquatornähe und unter auffällig warmem Klima. Der damalige Äquator erstreckte sich vom südlichen Nordamerika über Nordafrika entlang der Tethys nach Osten. Der Nordpol lag wie zur Permzeit bei Kamtschatka, der Südpol am Rand Antarktikas. Die damals inmitten von Meeren liegenden Pole dürften eisfrei gewesen sein, als Zeichen eines weltweit ausgeglicheneren Klimas. Inlandsvereisungen wie in der Permzeit gab es jedenfalls nicht.
Die charakteristischen sich schnell weiterentwickelnden Leitfossilien der Triaszeit sind zwischen den beiden so verschiedenen Ablagerungsräumen natürlich ebenfalls unterschiedlich. Im weltoffenen Tethysozean lebten Mesoammoniten (Ceratiten; Cephalopoden), Brachiopoden, Muscheln (Bivalvia; Molluska), Conodonten und Kalkalgen, von denen einige während der Flachmeerüberdeckung zur Muschelkalkzeit auch ins germanische Binnenbecken einwanderten. In diesen Innensenken sind es vor allem Muschelkrebse (Ostracoda), Amphibien, Reptilien und ihre Fährtenabdrücke sowie höhere Pflanzen, die einzelne Zeitabschnitte der Triaszeit zu charakterisieren vermögen.
Im Süden dehnte sich die Tethys zunehmend nach Westen hin aus, sowie sich Afrika von Europa trennte. Im alpinen Gürtel am Nordrand der Tethys bildeten sich in der mittleren und oberen Trias ausgedehnte Carbonatplattformen. Dies sind Gebiete, in denen sich über längere Zeiträume hinweg Flachwassercarbonate bildeten, wie sie aus den Nordalpen (z.B. Dachsteinkalk) und aus den Südalpen (z.B. Schlerndolomit) bekannt sind. Diese subtidalen, intertidalen und supratidalen Sedimentationsräume sind durch den zyklischen Aufbau ihrer Ablagerungen gekennzeichnet, die die entsprechenden Veränderungen in der relativen Position von Land zu Meer widerspiegelten. Es entstanden zahlreiche Riffe in verschiedenen Positionen der Carbonatplattform, die sowohl von den neuauftretenden Hexakorallen (Scleractinia) als auch von Organismen wie Schwämmen und Kalkalgen aufgebaut wurden. Solche Riffe sind heute in den tektonischen Deckenkomplexen der Nördlichen Kalkalpen aufgeschlossen. Es handelt sich meist um kleine und isolierte Riffknospen, nicht vergleichbar mit den heutigen Barriereriffen. In der oberen Trias hatten sich die kurz zuvor entstandenen Hexakorallen noch nicht diversifiziert und sie mußten erst noch die Fähigkeit entwickeln, umfangreiche Riffgerüste aufzubauen. Die frühen Hexakorallen lebten möglicherweise noch nicht in Symbiose mit Algen (Zooxanthellen), die in modernen tropischen Riffen die Kalkskelettbildung erleichtern. Vielleicht bildete sich diese wichtige symbiotische Beziehung erst in der obersten Trias heraus.
Während der Trias nehmen vor allem die Wirbeltiere einen ungeheueren Aufschwung. Es ist der bedeutenste Zeitabschnitt in der Geschichte der Wirbeltiere überhaupt. In diese Zeit fällt die Blüte der Ganoid- oder Schmelzschuppenfische, der Lungenfische und der Coelacanthii, einer Unterordnung der Quastenflosser. In der Trias entstehen die ersten echten Knochenfische (Teleostei), die ab dem Tertiär zur erfolgreichsten Fischgruppe (Fische) werden. Unter den Amphibien erreichen die für das Paläozoikum typischen Dachschädlerlurche (Stegocephalia) in der Trias einen letzten durch Artenvielfalt und besonderen Größenwuchs gekennzeichneten Höhepunkt, bevor sie nachkommenlos ausstarben. Dafür erscheinen in der Untertrias die ersten Froschlurche; der Ursprung der Schwanzlurche liegt mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls in der Trias.
Für alle höheren Vierfüßer ist die Triaszeit der entscheidende Zeitabschnitt ihrer Evolution. Einen geradezu explosionsartigen Aufschwung erleben die Reptilien. Es entstehen viele neue Ordnungen. Zu den bereits im Perm existierenden säugerartigen Reptilien (Therapsida) kamen die Wurzelzähner (Thecodontia), die Dinosaurier (Saurischia und Ornithischia), die Flugsaurier (Pterosauria), die Krokodile (Crocodilia), die Flossenechsen (Sauropterygia), die Echsen (Sauria), die Brücken- und Schnabelechsen (Rhynchocephalia), die Schildkröten (Chelonia), die Fischsaurier (Ichthyosauria) und die Pflasterzahnsaurier (Placodontia) dazu. Damit waren in der Triaszeit von den Schlangen einmal abgesehen, alle Reptilgruppen vorhanden. Sie eroberten sich neue Lebensräume. Schon im Perm hatten die Reptilien alle damaligen Kontinente besiedelt. Gegen Ende der oberen Trias (Keuper) erscheinen als ein biologisch besonders wichtiges Ereignis die ersten echten Säugetiere. [MBe]
Literatur: [1] Klein, G.D.(ed.)(1994): Pangea: Paleoclimate, Tectonics and Sedimentation during Accretion, Zenith and Breakup of a Supercontinent. – GSA Special paper 288, Boulder. [2] Scotese, C.R., Golonka, (1992): PALEOMAP Paleogeographic Atlas, Paleomap Progress Report #20, Dept. Of Geology, University of Texas. Arlington. [3] Tozer, E.T. (1984): The Trias and its Ammonoids: The evolution of a timescale. – Geol. Survey of Canada, Miscellaneous Report 35. Ottawa.
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