Lexikon der Geowissenschaften: Hochmoor
Hochmoor, Regenmoor, ombrogenes Moor, ombrotrophes Moor, oligotrophes Moor. Der meist uhrglasförmig in die Höhe gerichteten Wölbung verdankt diese Form der Moore den Namen Hochmoor (im Gegensatz zu Flach- bzw. Niedermooren). Die Bezeichnung ombrogen weist darauf hin,daß die Entstehung der Hochmoore auf einem Überschuß an Niederschlagswasser zurückzuführen ist (positive Wasserbilanz: Verdunstung und Abflüsse sind geringer als die Niederschlagsmengen). Dieses nährstoffarme (oligotrophe) Wasser staut sich auf relativ undurchlässigen Mineralböden oder bereits vorhandenen Niedermooren und wird zum größten Teil von der Moorvegetation gespeichert. Somit sind die Hochmoore an ein stark humides Klima gebunden, was ihre Verbreitung gegenüber den Niedermooren erheblich einschränkt. Die Wassersättigung führt zu Sauerstoffmangel und hohem Säuregrad. Dadurch wird die Tätigkeit der Mikroorganismen, die organische Substanz zersetzen können, gehemmt und es kommt zur Bildung von Torf. Dieser Torfbildungsprozeß wird als permanent supraaquatisch bezeichnet. Dabei bilden die Hochmoore ein eigenes, der Mooroberfläche angepaßtes, Grundwasserniveau aus. Die torfbildende Vegetation besteht hauptsächlich aus Torfmoosen (Sphagnum-Arten), Torfmoos-Wollgrasrasen und Zwergsträuchern (Ericaceae). In den nährstoffarmen, sauren Hochmooren sind auch sog. "fleischfressende"Pflanzen zu finden. In unseren Breiten sind das die Sonnentauarten (Drosera), die ihren Nährstoffbedarf durch den "Verzehr" kleiner Insekten decken ( Abb. 3 ).
Das Wachstum der Hochmoore erfolgt von der Mitte nach außen. Die jüngeren Teile am Rande sind demzufolge niedriger, wodurch das Moor seinen gewölbten Charakter erhält. Das Ökosystem Hochmoor ist horizontal gegliedert, was die Abbildung 1 verdeutlicht. Zwischen kleinen, trockenen Erhebungen und Kuppen, den sog. Bulten oder Bülten, befindet sich häufig ein Netz feuchter Vertiefungen, den sog. Schlenken. Im Zentrum vieler Hochmoore bildet sich auf einer Torfschicht ein Kolk bzw. eine Blänke aus. Diese natürliche Wasseransammlung unterscheidet sich durch ihre Vegetation von anderen Strukturen des Moores. Es gibt auch größere Hochmoorseen, die sich aus oligotrophen Seen entwickelt haben und über mineralischem Untergrund eine mehrere Meter mächtige Muddeschicht (Mudde) besitzen. Außerdem kommen Rüllen und Flarken vor. Diese Wasserrinnen, die zunächst unterirdisch verlaufen und später durch Einstürzen ihrer Torfüberdeckung offen liegen, bilden ein eigenes zentrifugales Entwässerungssystem. Das abströmende Wasser fließt in die nasse Randzonen bzw. den Randsumpf (Lagg), wo es sich unter Umständen mit Mineralbodenwasser mischen kann. Das Eigenklima eines Hochmoores ist kontinentaler als das seiner Umgebung und zeichnet sich durch große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht aus. Im Hochmoor können beachtliche Mengen Biomasse erzeugt werden. Sphagnenbestände können jährlich über 9 t/ha Trockenmasse produzieren. Aufgrund der eingeschränkten Zersetzung sind somit in mehreren Jahrtausenden Hochmoorgeschichte Torfmächtigkeiten von mehreren Metern entstanden ( Abb. 2 ). Die ombrogene Torfbildung setzte im Nordwesten Deutschlands erst mit der Klimaänderung im späten Atlantikum bzw. Subboreal (vor etwa 5000 Jahren) ein. Hochmoore, die auf Niedermooren aufgewachsen sind, können in der Gesamtbetrachtung einige tausend Jahre älter sein. Derartige Moore werden als "nicht wurzelechte" Hochmoore bezeichnet. Die "wurzelechten" Hochmoore hingegen sind ausschließlich ombrogen und direkt auf schwer durchlässigen Mineralböden entstanden. [AB]
Hochmoor 1: schematische Darstellung eines mitteleuropäischen Hochmoores, das zum Teil über einem verlandeten See und zum Teil durch Versumpfung entstanden ist (1 = Mudde, 2 = Schilftorf, 3 = Seggentorf, 4 = Bruchwaldtorf, 5 = älterer Sphagnum-Moostorf, 6 = jüngerer Sphagnum-Moostorf; in der Mitte des Moores ein wassergefüllter Kolk (Moorauge); mineralischer Untergrund weit punktiert). Hochmoor 1:
Hochmoor 2: schematischer Schnitt durch ein Hochmoor. Hochmoor 2:
Hochmoor 3: Hochmoorvegetation mit Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia). Hochmoor 3:
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