Lexikon der Neurowissenschaft: Riechsinneszellen
Riechsinneszellen, Riechzellen,olfaktorische Sinneszellen, olfaktorische Rezeptorzellen, Eolfactory cells, spezialisierte, bipolare, primäre Nervenzellen des Riechepithels, die hochempfindlich und zwar selektiv, jedoch relativ unspezifisch auf Geruchsstoffmoleküle (Duftstoffe) reagieren und das chemische Signal in ein elektrisches Signal umwandeln (chemo-elektrische Signaltransduktion; siehe Zusatzinfo 1 ). Der basale Fortsatz der Sinneszellen (Axon) projiziert zum Bulbus olfactorius, der ersten Umschaltstation für olfaktorische Nervenimpulse im Gehirn. Riechzellen, die den gleichen olfaktorischen Rezeptortyp exprimieren (Geruchsrezeptor), projizieren dabei auf eine kleine Anzahl bilateral-symmetrisch zwischen den Riechkolbenhälften verteilter Glomeruli olfactorii. – Der apikale Ausläufer (Dendrit) der Riechzellen zieht zwischen Stützzellen zur Oberfläche, wo er in einer knopfartigen Verdickung (Knob) endet. Je nach Ausstattung des Knobs mit chemosensorischen Cilien oder Mikrovilli unterscheidet man ciliäre bzw. mikrovilläre Riechzellen, die z.T. jeweils als einziger Typ oder gemeinsam im Riechepithel vorkommen. Riechsinneszellen haben eine Lebensdauer von etwa 35 Tagen und werden nach ihrer Degeneration durch neue Zellen der Basalzellpopulation ersetzt. Sie sind die einzigen Nervenzellen, die fortlaufend durch postnatal fortgesetzte Neurogenese entstehen. – Bei Insekten befinden sich die Riechsinneszellen hauptsächlich in den Antennen, wo ihre verzweigten oder unverzweigten chemosensorischen Dendriten in porige, hohle, cuticulare Strukturen (olfaktorische Sensillen) eingebettet und von Sensillenlymphe umgeben sind. Riechzellen von Insekten können in 2 Haupttypen unterteilt werden: Generalisten, die auf ein breites Spektrum verschiedener Duftstoffe reagieren, und Spezialisten, die hochspezifisch, z.B. nur auf Pheromonkomponenten (Pheromone), reagieren ( siehe Zusatzinfo 2 ).
Riechsinneszellen
1 Die Anzahl der Riechzellen sind entsprechend der Leistungsfähigkeit des Geruchssinns bei den einzelnen Tieren sehr unterschiedlich. So liegen im 5 cm2 großen Riechepithel des Menschen nur ca. 10 Millionen Rezeptoren, wohingegen sich im 85 cm2 großen Geruchsepithel des Hundes ca. 230 Millionen Sinneszellen befinden.
Riechsinneszellen
2 Das Seidenspinnermännchen (Bombyx mori) verfügt über spezialisierte Sensoren, die selektiv, aber hochempfindlich auf das weibliche Pheromon Bombykol reagieren: man geht davon aus, daß ein einziges Molekül einen Nervenimpuls in der Sinneszelle auslösen kann; die Aktivierung von nur ca. 200 Sinneszellen induziert ein charakteristisches Verhalten der Bombyx-Männchen.
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