Lexikon der Neurowissenschaft: Serotonin
Serotonins [von latein. serum = Molke, griech. tonos = Spannung], 5-Hydroxytryptamin (Abk. 5-HT), Enteramin, 3-(2-Aminoethyl)-5-hydroxyindol, E serotonin,Gewebshormon und Neurotransmitter aus der Gruppe der biogenen Amine, das durch Hydroxylierung und anschließende Decarboxylierung der Aminosäure 5-OH-Tryptophan entsteht ( siehe Abb. ). Die Syntheserate wird durch die Tryptophan-Konzentration in Blut und Gehirn eingestellt. Der Abbau erfolgt durch die Monoamin-Oxidase und Aldehyd-Oxidase zur 5-Hydroxyindolessigsäure, die durch den Urin ausgeschieden wird. Serotonin wird in enterochromaffinen Zellen der Dünndarmschleimhaut, Thrombocyten, den Granula der Granulocyten sowie im Gehirn, hier vor allem in den Raphekernen des Hirnstamms, gebildet. Die Freisetzung des Serotonins aus den Nervenendigungen erfolgt nach einer Depolarisation der präsynaptischen Membran. Serotonin diffundiert in den synaptischen Spalt und vermittelt seine Wirkung über Bindung an einen Serotoninrezeptor. Von diesen gibt es insgesamt sieben verschiedene Subtypen. – In der Peripherie bewirkt Serotonin eine Verengung der Blutgefäße in Lunge und Niere sowie eine Arteriolenerweiterung in der Skelettmuskulatur. Am Herzen steigert es die Kontraktionskraft und die Schlagfrequenz. Darüber hinaus ist Serotonin an der Regulation der Darmmotorik, der Bronchial- und der Uterusmuskulatur beteiligt. Im Gehirn sind serotoninerge Neurone an der Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus (Schlaf), des Brechreizes (über 5-HT3-Rezeptoren), der Nahrungsaufnahme, der Körpertemperatur, bei Abläufen im Rahmen von Abhängigkeitsreaktionen (Drogenabhängigkeit) und der Steuerung der Stimmungslage beteiligt (Monoamin-Hypothese; siehe Zusatzinfo ). Zudem zählt Serotonin zu einer Reihe körpereigener Stoffe, die Schmerz erzeugen, wobei der Mechanismus der Schmerzerzeugung weitgehend ungeklärt ist. Die Wirkung von Halluzinogenen wie Lysergsäurediethylamid (LSD) oder Meskalin erfolgt über die Serotoninrezeptoren (5-HT-Rezeptoren). Agonisten des Serotonins werden als Antidepressiva, Anxiolytika, Antipsychotika, Appetitzügler und zur Behandlung von Migräne eingesetzt, Serotonin-Antagonisten werden auch als Antiemetika verwendet.
Pharmakologische Untersuchungen an Mollusken-Herzen zeigen, daß Serotonin bei ihnen zu einer Erhöhung der Herzfrequenz (positiv chronotrop) und zu einer Verstärkung der Kontraktionskraft (positiv inotrop) führt. Die Regulation der Frequenzveränderung erfolgt über 5-HT1- und 5-HT2-Rezeptoren (Serotoninrezeptoren). Bei Gastropoden führt die Gabe von Serotonin zu einer Erhöhung der Lokomotionsgeschwindigkeit. Zudem ist dieser Neurotransmitter auch an der Regulation des Glykogen-Metabolismus beteiligt.
Serotonin
Serotonin
Sowohl bei Patienten, die an einer Zwangsstörung leiden, als auch bei frisch Verliebten wurde ein Mangel an Serotonin festgestellt. Auch viele Spielsüchtige (Spielsucht) weisen Veränderungen im serotonergen System auf.
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