Lexikon der Neurowissenschaft: Corticoliberinrezeptoren
Corticoliberinrezeptoren, Corticotropin-Freisetzungshormon-Rezeptoren, E corticotropin releasing hormone receptors (Abk. CRH-receptors), Rezeptoren, die die Wirkung von Corticoliberin vermitteln; bisher wurden zwei Typen gefunden, CRF1 und CRF2. Beides sind Transmembranproteine, die nach Bindung von Corticoliberin auf der Zell-Außenseite im Inneren der Zelle eine Signaltransduktionskette anregen, welche über den sekundären BotencAMP und den TranskriptionsfaktorCREB eine Genaktivierung bewirkt. – Beide Rezeptoren könnten bei der Entstehung und Modulation von Angstzuständen (Angst) eine wichtige Rolle spielen. So zeigen Mäuse, denen man Antisauvagine-30, einen spezifischen Antagonisten für CRF2, ins laterale Septum injiziert, in stressigen, angstauslösenden Situationen deutlich weniger Angst als unbehandelte Kontrolltiere; CRF2 ist im Septum also offensichtlich an der Übertragung streßbedingter Angst beteiligt. Im Gegensatz dazu scheint CRF2 in nicht-septalen Gehirngebieten direkte angstmindernde Eigenschaften zu haben. Männliche knock-out Mäuse für CRF2 zeigen ein deutlich ängstlicheres Verhalten als Kontrolltiere, weil diese angstmindernde Wirkung des nicht-septalen CRF2 fehlt ( siehe Zusatzinfo ). Die unterschiedlichen Wirkungen des gleichen Rezeptors in verschiedenen Gehirngebieten sind vermutlich durch die Aktivierung jeweils verschiedener Signaltransduktionsketten bedingt. Auch knock-out Mäuse für CRF1 sind deutlich weniger ängstlich als normale Tiere. Dies könnte mit den Vorgängen in der Streßachse zusammenhängen, da CRF1 die Corticoliberin-Wirkung im Hypothalamus-Hypophysen-System vermittelt. Durch Unterbinden des Informationsflusses in der Streßachse könnten die knock-out Tiere weniger empfindlich für Streß-induzierte Angstzustände sein. Generell muß bei Ergebnissen dieser Art aber beachtet werden, daß Befunde bei knock-out-Mäuse-Modellen nur sehr eingeschränkte Relevanz für den Menschen besitzen.
Corticoliberinrezeptoren
Interessanterweise haben weibliche CRF2-knock-out Mäuse keine erhöhte Angst gegenüber Kontrolltieren. Die genauen Ursachen dafür sind noch nicht geklärt: Möglicherweise haben weibliche Mäuse andere Mechanismen für die Regulierung von Ängsten, oder sie besitzen einen Kompensationsmechanismus, der den Verlust des CRF2 ausgleicht und welcher den männlichen Tieren fehlt.
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