Lexikon der Neurowissenschaft: Haarzellen
Haarzellen, Haarsinneszellen, Ehair cells, Mechanorezeptoren in den Gehörorganen von Wirbeltieren (als Corti-Haarzellen bzw. Hörzellen) sowie in Gleichgewichtsorganen und Seitenlinienorganen der Amphibien und Fische, die durch Druck-, Biegungs- oder Scherkräfte erregt werden. Haarzellen sind sekundäre Rezeptorzellen ohne axonalen Fortsatz (Sinneszellen), ihr sensorisches Haarbündel besteht aus Stereocilien (umgewandelte Mikrovilli mit Actinfilamenten im Zentrum) und einem Kinocilium (nicht mehr vorhanden in Haarzellen der Cochlea adulter Säugetiere). Mechanische Transduktion, also die Umwandlung mechanischer Reize in Rezeptorpotentiale, erfolgt über Kationenkanäle an den Spitzen der Stereocilien, welche durch sogenannte tip-links untereinander verbunden sind. Auslenkung des Haarbündels bewirkt über eine Dehnung der tip-links das Öffnen der Kationenkanäle. – Im Corti-Organ des Innenohrs von Säugetieren ( siehe Abb. ) unterscheidet man innere Haarzellen, die Schallinformation über den Hörnerv (Cochlearis) an das aufsteigende auditorische System übermitteln, von äußeren Haarzellen, die durch aktive Krafterzeugung die Bewegung des Corti-Organs und damit den Eingangsstimulus für die inneren Haarzellen mechanisch verstärken (cochleärer Verstärker). Während die inneren Haarzellen in einer einzigen Reihe angeordnet sind, bilden die äußeren drei parallele Reihen. Über dem Corti-Organ befindet sich die Deckmembran (Tectorialmembran), mit der die sensorischen Haarbündel der Haarzellen zum Teil verwachsen sind. Adäquate Reize für diese Rezeptoren stellen Scherkräfte dar. Da die Basilarmembran und die Deckmembran an verschiedenen Stellen der knöchernen Trennwand befestigt sind, bewirken die von der Innenohrflüssigkeit auf diese beiden Membranen übertragenen Schwingungen ein Verschieben der beiden Membranen gegeneinander, was eine Abbiegung der Haarbündel zur Folge hat.
Haarzellen
Büschel von Haarzellen (Stereocilien) im Corti-Organ
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