Lexikon der Neurowissenschaft: Interferone
Interferone [von latein. inter = zwischen, ferre = tragen], Abk. IFN, E interferons, zu den Cytokinen zählende Glykoproteine, die in Zellen nach Virusinfektion oder anderen äußeren Reizen (Antigene, Mitogene usw.) gebildet werden und bei anderen Zellen antivirale Reaktionen auslösen. Interferone haben eine relative Molekülmasse von ca. 10-60000 und werden 3 Hauptklassen zugeordnet: IFN-α (α-Interferon) und IFN-β (β-Interferon) werden auf viralen Reiz hin gebildet, IFN-γ (γ-Interferon) wird Antigen-induziert von T-Lymphocyten und NK-Zellen gebildet ( siehe Zusatzinfo ). Die antivirale Wirkung von Interferonen beruht auf der Verhinderung der Virusreproduktion. Das IFN-γ hat nur geringe antivirale Effekte und wirkt vorwiegend auf das Immunsystem. Durch Aktivierung von Makrophagen, Mikrogliazellen, T-Zellen und NK-Zellen wird durch Interferone die Immunantwort stimuliert. IFN-γ aktiviert auch die Freisetzung des Tumor-Nekrose-Faktors. Interferone haben ferner eine hormonähnliche Wirkung auf Zellen des Nervensystems und können neuroendokrine Funktionen beeinflussen. Zwei neuere Studien zeigen, daß IFN-β bei multipler Sklerose eine Besserung bewirkt und die Krankheitsschübe verringert werden. Eine Verschlechterung des Zustands kann durch eine IFN-β-Behandlung hinausgezögert werden, die Krankheit wird aber nicht geheilt. Neuroimmunologie.
Interferone
Hauptklassen der Interferone:
Interferon-α (Abk. IFN-α):Die Gene für die verschiedenen Formen des IFN-α (165-166 Aminosäuren) liegen benachbart in einem Genlocus und weisen keine Intronen auf. Die verschiedenen IFN-α unterscheiden sich nur in ihrer relativen Aktivität, nicht im Aktivitätsmuster: Antivirale Wirkung, Inhibition verschiedener Tumorzelltypen, Hemmung des Wachstums von Fibroblasten, Monocyten und hämatopoetischen Vorläuferzellen und der Proliferation von B-Zellen in vitro. Neben dem gemeinsamen Rezeptor für IFN-α und IFN-β existiert ein weiterer Rezeptor auf B-Zellen (CD21).
Interferon-β (Abk. IFN-β):IFN-β (166 Aminosäuren) weist eine Sequenzhomologie zu IFN-α auf; das Gen liegt in der Nähe des Clusters der IFN-α-Gene. Die biologische Aktivität ist durch die Bindung an den gleichen Rezeptor nahezu identisch.
Interferon-γ (Abk. IFN-γ):Eine Homologie zu den beiden anderen Interferonen besteht nicht. Nach Bindung des IFN-γ (143 Aminosäuren) an seinen Rezeptor kommt es zur Endocytose der Rezeptor-Ligand-Komplexe. Wie für die Interleukine 2, 4, 6, 7 und IGF sowie TNF-α ist auch für IFN-γ eine lösliche Form des Rezeptors beschrieben worden. Neben den MHC-Molekülen stimuliert IFN-γ auch die Expression der Rezeptoren für IgG (CD16, CD32, CD64) auf myeloiden Zell-Linien und CD4 auf T-Zellen. In Mikrogliazellen, Monocyten und Makrophagen wird die Sekretion des TNF-α sowie die Transkription koloniestimulierender Faktoren (GCSF und MCSF) durch IFN-γ stimuliert. IFN-γ hat sich bei der Behandlung der chronischen Poly-Arthritis als wirksam erwiesen.
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