Lexikon der Neurowissenschaft: Konsolidierung
Konsolidierungw, Einprägung, Econsolidation, Überführung neuer Erfahrungen ins Gedächtnis, Festigung von Gedächtnisinhalten. Damit Erinnerungen vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis übergehen, ist eine gewisse Zeit erforderlich (Konsolidierungsperiode). Neu gebildete Erinnerungen sind anfällig für Störungen: Z.B. beeinträchtigen neue Wortlisten das Erlernen früherer Wortlisten; und Gehirnerschütterungen oder Elektroschocks (z.B. bei der Elektrokrampftherapie) lassen gerade vergangene Ereignisse in Vergessenheit geraten. Ohne Störungen werden viele Erinnerungen mit der Zeit immer stabiler, insbesondere bei Wiederholungen ( siehe Zusatzinfo ). Es gibt Hinweise darauf, daß die Konsolidierung durch den Schlaf gefördert wird, insbesondere während der REM-Phase.
Durch den Vorgang der Konsolidierung werden Gedächtnis-Engramme auf molekularer Ebene in Form von Proteinen festgelegt (Gedächtnis). Dieser Vorgang läuft jedoch wahrscheinlich nicht nur beim allerersten Einprägen ab, sondern findet erneut immer dann statt, wenn die Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden ( siehe Zusatzinfo ). Durch die erneute Konsolidierung kann der Gedächtnisinhalt zwar verfestigt, jedoch auch verfälscht werden; dies ist vermutlich der Grund, weshalb manche alte Erinnerungen im Laufe der Jahre immer mehr (unbewußt) abgewandelt werden. falsche Erinnerungen.
Konsolidierung
Der "Konsolidierungsschalter" für das Langzeitgedächtnis erfordert biochemische und strukturelle Veränderungen an den Synapsen, d.h. zunächst insbesondere die Synthese von Proteinen: Die Proteinkinase A wandert in den Zellkern, phosphoryliert Transkriptionsfaktoren, insbesondere CREB-1, das an DNA bindet und die Gene anschaltet, die zur Bildung von Langzeiterinnerungen notwendig sind. Dieser Vorgang kann durch andere Regulationsfaktoren, z.B. CREB-2, gehemmt werden. – Einiges spricht dafür, daß noch eine zweite Form der Konsolidierung existiert, die im Zeitraum von Monaten bis Jahrzehnten wirksam ist: Einige Engramme scheinen im Lauf der Jahre nämlich immer widerstandsfähiger gegen Störungen durch Hirnschädigungen zu werden (Amnesie, Ribot-Regel). Möglicherweise sind die häufigeren Wiederholungen der Grund dafür, d.h., ein verstärkter Abruf könnte zu allmählichen neuronalen Reorganisationen beitragen, die die Erinnerungen widerstandsfähiger gegen das Vergessen oder Schäden der medialen Schläfenlappen macht. Die Bedeutung des Hippocampus als "Tor" für das Langzeitgedächtnis nimmt bei dieser Reorganisation allmählich ab, die Informationen werden in anderen corticalen Arealen gespeichert. Letztlich dürften die Langzeiterinnerungen durch das Wachstum von Verschaltungen stabilisiert werden, die verschiedene, schon ursprünglich an der Informationsverarbeitung beteiligte Cortexregionen (fester) miteinander verbinden. Diese Reorganisation kann Tage, Monate oder sogar Jahre dauern.
Konsolidierung
In Experimenten mit Ratten wurde nachgewiesen, daß bei einem Abruf von gefestigten Erinnerungen erneut Proteine synthetisiert werden, genauso wie bei der ersten Konsolidierung. Alte Erinnerungen können sogar gelöscht werden, wenn man direkt nach dem Abruf eine Chemikalie injiziert, welche die Proteinsynthese blockiert: Es können dann keine Proteine hergestellt werden, die die Erinnerung erneut konsolidieren – sie ist damit verloren.
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