Lexikon der Neurowissenschaft: Melanocortine
Melanocortine [von griech. melas = dunkelfarbig], Melanotropine, Emelanocortins, Sammelbezeichnung für das melanocytenstimulierende Hormon (Abk. MSH) und damit verwandte Neuropeptide bzw. Peptidhormone. MSH wird aus den polygonalen Zellen des Hypophysenzwischenlappens (Adenohypophyse; Hypophyse) der Wirbeltiere freigesetzt. Seine Freisetzung wird durch hypothalamische Releasing-Faktoren stimuliert (Melanoliberin; Freisetzungs-Hormone) bzw. inhibiert (Melanostatin; inhibierende Hormone). Beim Menschen läßt sich keine eigenständig regulierte MSH-Freisetzung differenzieren. Melanocortine sind, wie das adrenocorticotrope Hormon und β-Endorphin (Endorphine), Abkömmlinge des Vorläufermoleküls Proopiomelanocortin (POMC). α-MSH mit 13 Aminosäuren ist identisch mit der Aminosäurensequenz des N-terminalen Endes des adrenocorticotropen Hormons; es ist bei allen Wirbeltierklassen gleich. β-MSH mit 22 Aminosäuren und unterschiedlicher Aminosäurenzusammensetzung bei verschiedenen Spezies steuert bei einigen Tierarten die Dunkelfärbung der Haut über vermehrte Melaninsynthese infolge Aktivierung der Tyrosinase. Im Zentralnervensystem (ZNS) werden Melanocortine hauptsächlich in Neuronen des Nucleus arcuatus des Hypothalamus synthetisiert. Projektionen dieser Nervenzellen erreichen verschiedene Kerne des Hypothalamus sowie Regionen des limbischen Systems, des Hirnstamms und des frontalen Neocortex. Melanocortine wirken über mindestens 5 verschiedene Rezeptoren (MC1-MC5). Im ZNS sind vor allem MC3, MC4 und MC5 präsent. MC1 und MC2 vermitteln in der Körperperipherie dermale bzw. adrenocorticale Effekte. Im ZNS sind Melanocortine vor allem an der hypothalamischen Regulation des Körpergewichts bzw. Menge des Körperfetts beteiligt (Leptin). Sie vermitteln wahrscheinlich über den MC4 katabole (abbauende) Wirkungen. Daneben sind Wirkungen auf Aufmerksamkeit und – im Tierversuch – auf Lernprozesse (Lernen) beschrieben worden. Für die letzteren Wirkungen scheint die Sequenz der Aminosäurereste 4-10 im MSH/ACTH-Molekül von besonderer Bedeutung zu sein. Hypothalamus-Hypophysen-System.
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