Lexikon der Neurowissenschaft: Acetylsalicylsäure
Acetylsalicylsäurew [von latein. acetum = Essig], Abk. ASS, E acetylsalicylic acid, Derivat der Salicylsäure ( siehe Abb. ); erster Handelsname: Aspirin®; bedeutendes Analgetikum (bei schwachen bis mittelstarken Schmerzen), Antipyretikum (nur bei infektiös ausgelöstem Fieber) und Antiphlogistikum. Alle diese Wirkungen beruhen auf der irreversiblen Hemmung der Cyclooxygenasen im Syntheseweg der Prostaglandine. Auch eine zentrale analgetische Wirkung wird diskutiert. Durch die Hemmung der Thrombocyten-Cyclooxygenasen kommt es zu einer Verminderung des Aggregations-Aktivators Thromboxan A2, was eine Hemmung der Blutgerinnung zur Folge hat. Der therapeutische Wert als Prophylaxe für cardiovaskuläre Erkrankungen ist aber noch umstritten. Zumindest bei Patienten, die unter Angina pectoris leiden oder schon einmal einen Herzinfarkt oder Hirnschlag (Schlaganfall) erlitten haben, mindert Acetylsalicylsäure aufgrund seiner gerinnungshemmenden Eigenschaften das Risiko eines Gefäßverschlusses. – Neuere Untersuchungen weisen auf eine Rolle der Acetylsalicylsäure bei der Steuerung der Aktivität bestimmter Gene hin. Die unter bestimmten Umständen schädigende Wirkung der im Zentralnervensystem als Neurotransmitter fungierenden Glutaminsäure auf Nervenzellen (Excitotoxizität) beruht unter anderem auf deren Einfluß bei der Bildung verschiedener Transkriptionsfaktoren, wie z.B. NF-κB; dem wirkt die Acetylsalicylsäure offenbar entgegen. – Mögliche Nebenwirkungen sind: unter Umständen bedrohliche Blutungen im Magen-Darm-Trakt, bedingt durch gewebsschädigende Wirkung und Hemmung der Blutgerinnung; Atemstimulation; bei höheren Dosen kann es zu Ohrensausen, Beeinträchtigung des Seh- und Hörvermögens, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Verwirrtheitszuständen kommen.
Weitere Wirkungsmechanismen: Acetylsalicylsäure hemmt den Transkriptionsfaktor NF-κB, der Cytokine aktiviert, welche eine Entzündungsreaktion auslösen können. Über einen unabhängigen Mechanismus hemmt Acetylsalicylsäure auch direkt die Produktion von Interleukin-4 (Il-4), welches Entzündungsreaktionen fördert, indem es Immunzellen aus dem Blut dazu anregt, ins Gewebe einzudringen. Acetylsalicylsäure scheint hierbei direkt an die Promotor-Region der DNA-Sequenz zu binden.
Acetylsalicylsäure
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