Lexikon der Neurowissenschaft: Oxytocin
Oxytocins [von griech. oxy = scharf, tokos = Gebären], Ocytocin, Eoxytocin, zyklisches Nonapeptid ( siehe Abb. ), das sowohl Funktionen als Neuropeptid innerhalb des Zentralnervensystems als auch hormonelle Funktionen in der Körperperipherie ausübt. Die Synthese erfolgt wie beim Vasopressin, von dem es sich nur durch den Austausch zweier Aminosäuren unterscheidet, über ein Prohormon (Oxytocin-Neurophysin-Präkursor), das bei der Freisetzung in Hormon und Restprotein (Neurophysine) gespalten wird. Als Hormon wird Oxytocin in Zellen des Nucleus paraventricularis des Hypothalamus synthetisiert, in die Neurohypophyse transportiert, dort gespeichert und auf entsprechende neurale Reize hin freigesetzt. In der Körperperipherie führt Oxytocin bei der Lactation durch den Saugreflex zum Milcheinschuß; außerdem bewirkt es eine Uteruskontraktion und wird klinisch zur Einleitung der Wehen eingesetzt. Zentralnervös wird Oxytocin als Neuropeptid hauptsächlich in verschiedenen Kernen des Hypothalamus (Nucleus paraventricularis und suprachiasmaticus) und limbischen Regionen (z.B. Septum, Amygdala) synthetisiert. Die Axone dieser Zellen projizieren z.T. in sehr verschiedene Regionen und erreichen Hirnstammareale genauso wie thalamische Kerne, den Hippocampus und den Neocortex. Die Oxytocinwirkung wird über einen spezifischen Rezeptor vermittelt, der in hypothalamischen (Nucleus supraopticus, suprachiasmaticus und dorsomedialis) und limbischen Regionen (Bulbus olfactorius, Hippocampus, piriformer und entorhinaler Cortex) hoch exprimiert wird, ähnlich wie der Vasopressin-V1-Rezeptor. Tierexperimentelle Ergebnisse lassen eine Rolle von Oxytocin bei der Regulation sexueller Erregung, maternaler Verhaltensweisen und von Lern- und Gedächtnisprozessen vermuten. Über Wirkungen im anterioren bzw. ventromedialen Hypothalamus verstärkt Oxytocin verschiedene sexuelle Verhaltensweisen (z.B. Lordosisverhalten). Auf Lern- und Gedächtnisprozesse scheint Oxytocin im Gegensatz zu Vasopressin eher hemmend einzuwirken. Dies betrifft insbesondere das Lernen sozialer Reize (das Wiedererkennen bestimmter Artgenossen). Der Einfluß wird dabei über septo-hippocampale Strukturen vermittelt. Ob Oxytocin ähnliche Wirkungen auch auf das soziale Gedächtnis beim Menschen hat, ist zur Zeit noch unklar.
Oxytocin
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