Direkt zum Inhalt

Lexikon der Optik: Lochkamera

Lochkamera, Camera obscura, einfachstes einer photographischen Kamera ähnliches optisches Instrument, das an Stelle des Objektivs eine kleine Lochblende in einem lichtundurchlässigen Gehäuse mit einer im Blendenabstand a' angeordneten, gegen eine photographische Platte austauschbaren Mattscheibe (Abb. a) besitzt. Bei gegenüber den aufzulösenden Objektdetails und gegenüber dem (negativen) Objektabstand (-)a hinreichend kleinem Blendendurchmesser 2hB, der aber zur Vermeidung von Beugungsunschärfe groß gegenüber der Lichtwellenlänge λ sein muß, entsteht durch die geradlinige Lichtausbreitung eine Projektion des Objektes auf der Auffangebene. Dieses infolge des sehr kleinen Blendendurchmessers sehr lichtschwache, höhen- und seitenverkehrte, verzeichnungsfreie Projektionsbild entspricht bezüglich Helligkeits- und Farbverteilung dem Objekt. Das Projektionsbild setzt sich aus den auf 2hB(1-a'/a) vergrößerten geometrisch-optischen Schattenbildern der Blende zusammen, die die einzelnen Objektpunkte entsprechend ihrer Helligkeit und Farbe als "Bildpunkte" auf die Auffangebene projizieren (Abb. a). Durch diese projektive Unschärfe wird die relativ große Schärfentiefe der L. begrenzt. Die Forderung einer maximal zulässigen projektiven Unschärfe führt zu einer Begrenzung des Blendendurchmessers. Der Abbildungsmaßstab der L. ist

. Infolge der Fresnelschen Beugung an der Blende schwankt die relative Intensitätsverteilung auf der Achse der Blende unabhängig von der mit dem Quadrat des Objektabstandes von der Auffangebene abnehmenden Bildhelligkeit (Abb. b). Der Blendenabstand

des ersten Intensitätsmaximums ist die Brennweite der L., der Blendenabstand der Auffangebene mit dem besten Auflösungsvermögen und Kontrast, in der die Beugungsfigur am schmalsten ist, ist die effektive Brennweite optimaler Schärfe

(Abb. b). Entsprechend existiert bei Abbildung aus dem Unendlichen und einem Auffangebenenabstand

' von der Blende ein optimaler Blendendurchmesser

. Für die endliche Abbildung folgt der optimale Blendenabstand a' der Auffangebene aus der Abbildungsgleichung


Die in der Vedutenmalerei des 18. Jh. z.B. von den Canalettos verwendete L. wird in der Röntgentechnik zur Bestimmung der Brennfleckgröße von Röntgenröhren eingesetzt.



Lochkamera: a) Geometrisches Modell der Abbildung durch Schattenprojektion der Lochblende von den einzelnen Objektpunkten O aus.
b) Intensitätsverlauf längs der Blendenachse bei Fresnelscher Beugung an der Lochblende. hB Blendenradius, f'' Brennweite,

' effektive Brennweite, λ Wellenlänge.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.