Lexikon der Optik: Nystagmus
Nystagmus, 1) allgemein, unwillkürliche, ruck- oder pendelartige oszillierende Augenbewegung. Ein N. kann durch äußere Faktoren ausgelöst, erworben oder angeboren sein.
a) Der Ruck-N. ist charakterisiert durch eine langsame und eine schnelle Phase. Der N. wird durch die Richtung der schnellen Bewegung definiert. Zu den nichtpathologischen N. werden der physiologische N. und der optokinetische N. gezählt. Der vestibuläre N. wird durch Drehbeschleunigungen ausgelöst, der kalorische N. durch kalorische Reizung des Vestibularorgans. Ein Ruck-N. kann durch Medikamentenintoxikationen, pathologische Veränderungen im Zentralnervensystem und im Gleichgewichtsorgan des Innenohres (Vestibularorgan) hervorgerufen werden.
b) Der Pendel-N. ist durch gleich schnelle Augenbewegungen in alle Richtungen gekennzeichnet. Er ist häufig die Folge schlechten zentralen Sehens. Er tritt häufig bei Entzündungen von Aderhaut und Netzhaut, Achromatopsie, Albinismus, angeborenen Linsentrübungen und Hornhautnarben sowie bei Amblyopie auf. Der Bergarbeiter-N. war häufig bei Bergarbeitern, die viele Jahre im Dunkeln gearbeitet hatten, zu finden.
2) optokinetischer N., durch im Raume bewegte Muster visuell ausgelöster Ruck-N. Der optokinetische N., der auch als Eisenbahn-N. bezeichnet wird, stellt die Abfolge einer Folgebewegung, die der Fixation des angeblickten Objektes dient, und einer Sakkade dar, durch die, nachdem das fixierte Objekt aus dem Gesichtsfeld verschwunden ist, ein neues Objekt zentral abgebildet wird.
Der optokinetische N. wird zur Bestimmung der Sehschärfe bei Säuglingen und kleinen Kindern genutzt. Vor dem Prüfling wird eine Trommel mit einem Streifenmuster gedreht, das dieser mittels Folgebewegungen fixiert. Der Folgebewegung schließt sich eine Sakkade an, die das Augenpaar wieder in die Ausgangsstellung zurückführt. Die höchste Ortsfrequenz des Streifenmusters, die einen N. auszulösen vermag, wird als Auflösungsvermögen des Auges definiert.
3) physiologischer N., optischer Orientierungsvorgang. Er ermöglicht es, bei Veränderungen der Körperlage oder Bewegungen von Umweltobjekten die Fixation zu erhalten. Er wird von optischen und labyrinthären Reizen ausgelöst. Seine physiologische Koordination wird durch das optisch-vestibuläre System geleistet.
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