News: Zum Schutz vor der eigenen Mutter
Die Forscher experimentierten mit zwei verschiedenen Gruppen schwangerer Mäuse: Die Nachkommen der einen stammten von Vätern aus der gleichen Inzuchtlinie wie die Mütter, während die anderen Väter aus einem fremden Stamm hatten. Den Muttertieren wurden Kapseln unter die Haut gepflanzt, die über einen längeren Zeitraum eine Substanz abgaben. In einem Fall war dies eine harmlose Kontrollchemikalie, bei einigen Tieren aber ein Hemmstoff für IDO. Zunächst entwickelten sich alle Embryonen normal, doch schließlich stießen alle Mäuse, die genetisch fremde Föten trugen und den IDO-Inhibitor bekommen hatten, ihre Kinder ab. Immunzellen waren in die Embryonen eingedrungen und hatten schwere Blutungen verursacht (Science vom 21. August 1998).
Munch und Mellor nehmen an, daß Plazentazellen, die vom Fötus stammen, mit der Produktion von IDO beginnen, sobald der Embryo sich in der Gebärmutter festsetzt und den Kontakt zum Blutkreislauf der Mutter herstellt. Durch den Abbau des Tryptophans unterdrückt das Enzym die Aktivität der mütterlichen T-Zellen, die ansonsten durch die Plazenta in den Embryo gelangen und ihn töten würden.
Wenn sich die Ergebnisse in Kontrollstudien bestätigen sollten und einige Fehlgeburten tatsächlich auch beim Menschen durch eine mangelnde Bildung von IDO hervorgerufen sein sollten, könnte die dämpfende Wirkung auf die T-Zellen vielleicht mit einem Medikament erreicht werden. Solche Wirkstoffe ließen sich auch nach Transplantationen oder gegen Autoimmunkrankheiten einsetzen. Und auf der anderen Seite könnte eine Substanz, die IDO hemmt, als Abtreibungspille genutzt werden, um eine Abstoßungsreaktion der Mutter hervorzurufen.
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