News: Eben hab' ich's noch gewußt...
Vier Stunden, dreißig Minuten oder zwei Minuten vor dem Test setzten die Wissenschaftler jeweils die Füße der Ratten einer Schockbehandlung aus. Die Tiere, die dreißig Minuten vorher auf diese Weise geschockt wurden, wußten nicht mehr, wo sie die Plattform suchen sollten. Die Tiere, die zu anderen Zeiten oder gar nicht geschockt worden waren, paddelten dagegen auf den Quadranten zu, an den sie sich als Aufenthaltsort der Plattform erinnerten.
Kurz nach dem Test maßen die Forscher den Spiegel des Hormons Glucocorticoid im Blut, der ungefähr eine halbe Stunde nach einer Streßeinwirkung am höchsten ist. Der Pegel der "30-Minuten-Ratten" war mindestens doppelt so hoch wie der in den anderen Gruppen. Nach McGaugh verhindert das Glucocorticoid wahrscheinlich den Abruf von Informationen, indem es sich an Rezeptoren von Neuronen bindet, die sich in einer als Hippocampus bezeichneten Hirnregion befinden. "Der Hippocampus ist äußerst wichtig beim Kennenlernen der Welt und der Erinnerung an Geschehenes", erklärt er.
Die Forscher unternahmen noch ein weiteres Experiment. Sie injizierten den Ratten ein Medikament, das die Synthese von Glucocorticoid blockierte, bevor sie die Schockbehandlung vornahmen. Dadurch wurde erreicht, daß auch die "30-Minuten-Ratten" einen normalen Hormonspiegel zeigten. In diesem Zustand hatten sie keine Schwierigkeiten, sich in Richtung auf die gesuchte Plattform zu orientieren.
Diese Ergebnisse könnten bei der Erklärung von streßinduzierter Amnesie helfen. Und für geplagte Prüflinge stellt sich dann vielleicht eine dringende Frage: "Wie verbringe ich die letzte halbe Stunde?"
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