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News: Eine Genpille gegen Lactose-Intoleranz?

Die Hälfte der Menschheit kann kein Glas Milch trinken, ohne Bauchkrämpfe zu bekommen. Doch vielleicht gibt es für sie bald Hilfe: Wissenschaftler haben eine Methode entwickelt, mit der sie ein Gen in Ratten einbrachten, die keinen Milchzucker abbauen konnten. Die Therapie hielt bis zu einem halben Jahr an. Sollten das Verfahren auch bei Menschen funktionieren, könnte eines Tages tatsächlich eine Pille alle paar Monate die Probleme der Lactose-Intoleranz lösen.
Lactose-intolerante Menschen leiden an Magenschmerzen und Durchfall, sobald sie Milch trinken oder Milchprodukte zu sich nehmen. Sie verfügen nicht über genügend Lactase, ein Enzym zur Spaltung des Milchzuckers Lactose. In manchen Fällen sind die Symptome so schwerwiegend, daß die Betroffenen ganz und gar auf Milchprodukte verzichten müssen, was zu Mangelernährung und Osteoporose führen kann. Tabletten, die Lactase aus Bakterien enthalten, können der Verdauung förderlich sein, doch müssen sie immer zusammen mit den jeweils verspeisten Milchprodukten eingenommen werden. Um das Lactase-Defizit über einen langen Zeitraum auszugleichen, ersannen Matthew During und seine Kollegen vom Jefferson Medical College in Philadelphia eine Strategie, mit der sie das bakterielle Lactase-Gen in Darmzellen einbringen können (Nature Medicine vom Oktober 1998).

Zunächst führten sie das Gen in ein inaktives adeno-assoziiertes Virus ein, das sich im Darm von Ratten und Menschen einnistet. Dann verfütterten sie das Virus an Lactose-intolerante Ratten. Schon nach einer einzigen Behandlung gaben die Darmzellen der Ratten bis zu 6 Monate lang bakterielle Lactase ab. Dies zeigt, daß die Darmzellen das Gen in ihre DNA integriert haben und es zur Enzymbildung benutzten. Als die Tiere zwei Wochen lang mit einer reinen Lactosediät gefüttert wurden, hielten sieben gentherapierte Ratten ihr Gewicht, während sieben unbehandelte, Lactose-intolerante Kontrolltiere langsam körperlich verfielen.

Es lohnt sich sicher, die Gentherapie als potentielle Behandlung für Laktose-Intoleranz "unter die Lupe zu nehmen", sagt Molekularbiologe Stephen Krasinski von der School of Nutritional Science and Policy der Tufts University in Medford, Massachusetts. Und die Ergebnisse könnten für mehr Gebiete von Bedeutung sein als nur die Lactose-Unverträglichkeit: Mit dieser Technik könnte die Darmwand in eine Art körpereigene Fabrik für fehlende Proteine umgewandelt werden. So ließe sich zum Beispiel eventuell die Bluterkrankheit behandeln, meint Eric Alton vom Imperial College School of Medicine in London.

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