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News: Als der Norden zufror...

Vor ungefähr drei Millionen Jahren waren riesige Landstriche in der nördlichen Hemisphäre mit gewaltigen Eisplatten überzogen. Einer neuen Theorie zufolge wurde der Norden durch die plattentektonischen Verschiebungen im Zusammenspiel mit kürzeren Sommern ausreichend feucht und kalt, um den Vormarsch des Eises auszulösen.
Bereits seit langem ist bekannt, daß sich vor annähernd 4,6 Millionen Jahren die Landenge von Panama infolge plattentektonischer Bewegungen schloß und damit die Gewässer von Pazifik und Atlantik voneinander trennte. Die Ströme des Atlantiks wurden nordwärts verschoben, und der Golfstrom vergrößerte sich, wodurch warmes Salzwasser in die nördlichen Breitengrade floß – ein Vorgang, der als thermohaline Zirkulation bezeichnet wird. Einige Forscher glauben, die stärkere Verdunstung des wärmeren Wassers könnte über die zusätzliche Feuchtigkeit in der Atmosphäre einen Niederschlag in Form von Schnee verursacht haben – vorausgesetzt, die Luft war kalt genug. Andere halten indes dagegen, daß das wärmere Wasser auch die Atmosphäre hätte aufwärmen und damit die Gletscherbildung verhindern müssen.

In Science vom 16. Oktober 1998 beschreiben Geologe Neal Driscoll vom Woods Hole Oceanographic Institute in Massachusetts und Paläozeanograph Gerald Haug von der Universität Kiel eine ganz neue Idee. Ihrer Ansicht nach führte die zusätzliche Feuchtigkeit zum Anschwellen der Flüsse in Sibirien, die sich dann in den Arktischen Ozean ergossen. Durch die Verdünnung des Arktischen Ozeans könnte dieses Süßwasser die nach Süden wandernden Ströme aus tiefem, kalten Salzwasser verlangsamt haben. Dadurch wiederum wäre weniger warmes Wasser gen Norden geflossen, und das Land hätte sich abgekühlt.

Driscoll fügt hinzu, daß Süßwasser leichter gefriert als Salzwasser, so daß sich auf dem Arktischen Ozean eine Eisschicht hätte bilden können. Dieses Eis isolierte dann die Atmosphäre gegen die verbleibende Ozeanwärme, wodurch die Temperaturen weiter sanken. Überdies kippte zur gleichen Zeit die Erdachse so, daß die Sommer in der nördlichen Hemisphäre kürzer wurden. Die Kombination der kühlenden Vorgänge, so argumentieren die Forscher, könnte den entscheidenden Anstoß zugunsten der Gletscher gegeben haben.

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