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News: Kleine Pilze - große Wirkung

Schweizer Wissenschaftler konnten erstmals nachweisen, daß unterirdische Pilze das oberirdische Pflanzenwachstum stark beeinflussen. Die versteckt liegenden Fäden dieser Mycorrhizen steuern - wie ein Marionettenspieler -, was wir auf den Feldern und im Wald vorfinden. Beim Verstehen und Bewahren von Ökosystemen wird man diesen Pilzen daher in Zukunft große Beachtung schenken müssen.
Ein Großteil der Pflanzen unserer Welt leben in Symbiose mit einer Mycorrhizen-Art. Dabei handelt es sich um unterirdische Pilze, die sich um die Wurzeln der jeweiligen Pflanze schlingen. In den letzten Jahren mehrten sich die Hinweise, daß die mitunter gewaltigen fadenähnlichen Mycorrhizen-Netzwerke, die die Pflanzenwurzeln entweder durchdringen oder umschließen, für das pflanzliche Leben eine essentielle Bedeutung haben. Sie bringen der Pflanze entfernt liegende Nährstoffe, insbesondere Stickstoff und Phosphor, und agieren als Kohlenstoffleiter zwischen den einzelnen Pflanzen. Als Gegenleistung erhalten die Mycorrhizen Kohlenstoff, den grüne Pflanzen durch Photosynthese fixieren können.

In Nature vom 5. November 1998 zeigen Ian R. Sanders und seine Kollegen vom Botanischen Institut der Universität Basel, daß Kombination und Anzahl der unterirdischen Mycorrhizen-Arten direkt die Zusammensetzung, Variabilität, biologische Vielfalt und Produktivität der sich über dem Erdboden befindlichen Pflanzenarten beeinflußt. Die Forscher belegen dies mit zwei Experimenten – einmal mit nachempfundenem europäischen Grasland, einmal mit nordamerikanischem Weideland.

Es zeigte sich, daß die Zusammensetzung der Arten und die Struktur des Zusammenlebens der Pflanzen direkt mit denen der Mycorrhizen verknüpft ist. Beim praktischen Umgang mit Landflächen – und im Fall der immer häufiger angestrebten Bewahrung von Lebensräumen – ist es daher unumgänglich, diesen Organmismen besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

David Read, Spezialist für Mycorrhizen-Ökologie an der University of Sheffield meint dazu: "Diese Experimente gehören zu den spannendsten, die in den letzten Jahren veröffentlicht worden sind. Vor allem bedeutet das, daß das Mycorrhizen-Netzwerk äußerst störanfällig ist. Unser Augenmerk sollten wir daher auf Störungen in Zusammenhang mit der Kultivierung des Bodens richten."

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