News: Gefüllte Eier
Der Nistplatz stammt aus der späten Kreidezeit und ist annähernd 70 bis 90 Millionen Jahre alt. Er befindet sich in der Nähe von Auca Mahuida, im patagonischen Ödland Argentiniens. Das Forscherteam unter der Leitung von Wissenschaftlern des American Museum of Natural History in New York und des Museo Municipal Carmen Funes in Neuquén, Argentinien taufte den neuen Fundort wegen der Unmenge der gesichteten Eier "Auca Mahuevo" (huevos ist das spanische Wort für Eier). Es gibt auf dem etwa 2,6 Quadratkilometer großen Nistplatz dermaßen viele Eier, daß man ihn praktisch nicht durchqueren kann, ohne auf die fossilen Überreste von Eierschalen zu treten.
Wären die winzigen Embryos aus Auca Mahuevo ausgebrütet worden, hätten die Babydinosaurier ihr Leben mit einer Länge von nur ca. 38 Zentimetern begonnen – bevor sie sich zu ausgewachsenen, annähernd 14 Meter langen Tieren entwickelt hätten. Die fossile Haut zeigt eine schuppenförmige Oberfläche, die der unserer heutigen Eidechsen sehr ähnelt. Eines der Fossilien besaß einen ausgeprägten Streifen größerer Schuppen in der Nähe seines Zentrums, der wahrscheinlich über den gesamten Rücken des Tieres verlief.
Anfängliche Studien über den Fundort Auca Mahuevo lassen vermuten, daß die Eieransammlungen in der Schwemmebene alter Ströme gelegt worden sind. Diese wurde immer wieder überflutet und begrub so in einer Schlammschicht die unausgebrüteten Eier, die am Ufer der Ebene abgelegt waren. Die Decke aus Schwemmsand schützte die Eier und teilweise deren Inhalt vor Aasfressern und der Verwitterung. Abwechselnde Phasen aus Eierlegen und Überflutungen führten dann zu dem unglaublichen Übermaß an fossilen Eiern und Embryos, die das Team jetzt entdeckte. Dieser Nistplatz hatte sich wahrscheinlich kilometerweit in ein Tal erstreckt, das durch eine Reihe von seichten Strömen entstanden war. Es müssen sich dort Hunderte, wenn nicht Tausende von Sauropoden eingefunden haben, um ihre Eier zu legen. Anders kann sich die Forscher die Unmenge von Eiern in Auca Maheuvo nicht erklären.
Die Fossilien sagen indes nichts darüber aus, ob die erwachsenen Dinosaurier sich um ihre Jungen kümmerten oder ob sie ihnen wohlgeformte Nester bauten. Es kann auch nicht genau bestimmt werden, welche Art von Sauropoden in Auca Maheuvo ihre Eier ablegten. Den einzigen Anhaltspunkt bieten die winzigen Zähne, die man in den Eiern fand. Somit besaß ein Embryo mindestens 32 einzelne messerscharfe Zähne. Jeder Zahn ist so klein, daß er in den großen Buchstaben "O" paßt.
Die einzigen gegen Ende der Kreidezeit lebenden Sauropoden mit derartigen Zähnen waren die Titanosaurier. Ihre Überreste fand man in der Nähe von Auca Maheuvo häufig, so daß die Embryos sehr wahrscheinlich zu dieser Gruppe gehören. Titanosaurier hatten – im Gegensatz zu anderen bekannten Sauropoden – knochige, gepanzerte Platten, die in ihrer Haut eingebettet waren. Die Haut der Embryos zeigt aber keinerlei Anzeichen von gepanzerten Platten. Das läßt nur den Schluß zu, daß die Platten erst nach dem Ausbrüten wuchsen. Eine ähnliche Entwicklung findet sich bei den heute lebenden gepanzerten Eidechsen und Krokodilen. Dort verfügen die Jungtiere auch noch nicht über die knochigen Stellen in der Haut, die bei den ausgewachsenen Tieren anzutreffen sind.
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