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News: Verräterische Mandeln

Die Creutzfeldt-Jacob-Krankheit zählt zu den Prionen- Erkrankungen. Sie führt zu einer schnell fortschreitenden Demenz und neuromuskulären Störungen. Ihre neue Variante kann nun vielleicht auf eine vergleichsweise einfache Weise sicher diagnostiziert werden: Die Ärzte untersuchen Gewebeproben der dem Lymphsystem zugehörigen Rachenmandeln.
Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der University of Edinburgh und vom St. Mary's Hospital in London veröffentlichten dementsprechende Untersuchungsergebnisse in der Ausgabe von The Lancet vom 16. Januar 1999. Nach ihren Erkenntnissen kann ein Gewebetest an Material aus den Rachenmandeln von Patienten zur Diagnose der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit herangezogen werden.

Das krankmachende und gegen die körpereigenen Abbau-Enzyme (Proteasen) resistente Prionen-Eiweiß PrPSc vermehrt sich im Gewebe des Lymphsystems, also zum Beispiel auch in Rachenmandeln (Tonsillen). Die Wissenschaftler testeten 68 Tonsillen, Proben aus der Milz und aus 40 Lymphknoten von Patienten, die an der Prionenerkrankung, sonstigen neurologischen Leiden oder an anderen Krankheiten gestorben waren. Weiters wurden Gewebeproben aus den Mandeln von 20 Personen untersucht, die unter dem Verdacht standen, an der Prionen-Krankheit zu leiden.

Was sich herausstellte: Ausschließlich jene Personen, die tatsächlich – also durch die Obduktion bestätigt – an der neuen Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gelitten hatten, wiesen in den Gewebeproben auch tatsächlich das proteasen-resistente Prionen-Eiweiß in den Mandeln auf.

Die Wissenschafter schreiben, bei einem dementsprechenden Verdacht könnte also diese Untersuchungsmethode durchaus zur Diagnose der neuen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit herangezogen werden. Weiterhin müßten bei allen medizinischen Prozeduren die Rachenmandeln als potentiell infektiöses Material angesehen werden. Die Experten warnen davor, daß "es vollkommen möglich sein könnte, daß sich in den kommenden Jahren eine echte CJD-Epidemie entwickelt". Wegen der extrem langen Inkubationszeit würden aber noch Jahre vergehen, bis sich das abschätzen ließe.

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