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News: Zur falschen Zeit am falschen Ort

Ein neuer Therapieansatz bei Autoimmunkrankheiten könnte sich aus den Ergebnissen einer Heidelberger Forscherin und ihren Mitarbeitern ergeben. Überaktive Immunzellen sind für den Angriff auf körpereigenes Gewebe verantwortlich, zum Beispiel bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, zwei entzündlichen Erkrankungen des Darms. Eine bestimmte abweichende Form des Moleküls CD44 bedingt möglicherweise das 'krankhafte Verhalten' der Immunzellen.
Mäuse, die an einer solchen Darmentzündung leiden, konnten in der Gruppe von Margot Zöller mit Antikörpern gegen CD44v7 geheilt werden. Aufmerksam wurde die Immunologin, die die Abteilung "Tumorprogression und Tumorabwehr" im Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg leitet, auf das Molekül CD44, weil es auf der Oberfläche von Tumorzellen in verschiedenen Varianten zu finden ist. Varianten des Moleküls CD44 auf der Oberfläche von Tumoren können dafür bestimmend sein, ob ein Tumor an Ort und Stelle bleibt, oder ob er von seinem Entstehungsort ausbricht und die gefürchteten Metastasen, Tochtergeschwülste, bildet.

CD44-Antikörper können die Streuung der Tumorzellen hinauszögern. Ähnlich wie streuende Tumorzellen verhalten sich die Zellen des Immunsystems, die Lymphocyten, wenn dem Körper eine Gefahr droht, zum Beispiel bei einer Infektion: Sie wandern aus dem Gewebe in die Lymphbahnen ein, treiben mit dem Lymphstrom in die Lymphknoten und vermehren sich dort. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Margot Zöller, Robert Arch, zeigte in seiner Doktorarbeit, daß die aktivierten Lymphocyten jene Variante von CD44 auf ihren Oberflächen tragen, die auch streuende Tumorzellen aufweisen. Ruhenden Lymphocyten fehlt das Molekül, genauso wie den nicht-streuenden Tumorzellen.

"Das Ergebnis spricht dafür, daß Tumorzellen bei der Bildung von Tochtergeschwüren im Grunde genommen Teile eines normalen Programms von gesunden Körperzellen übernehmen und Metastasierung einen 'fast physiologischen' Prozeß darstellt, der zur falschen Zeit, am falschen Ort abläuft", erklärt Margot Zöller.

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