News: Mäusemelken professionell
Zwar kann die Lactose aus der Milch entfernt werden, dieser Prozeß ist bisher jedoch teuer und umständlich. Bernard Jost und seine Kollegen vom Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale in Straßburg haben sich statt auf das Endprodukt auf den Erzeugungprozeß konzentriert. Sie veröffentlichten jetzt einen Bericht über die ersten Experimente an transgenen Tieren, die eine nahrhafte Lactose-arme Milch produzieren (Februar-Ausgabe 1999 von Nature Biotechnology).
Die französischen Forscher setzten sozusagen an der Quelle an: Sie haben Mäuse so manipuliert, daß in deren Brustdrüsen Lactase, gebildet wurde. Lactase wird normalerweise nur im Darm und nicht in der Brustdrüse erzeugt. Jost und seine Kollegen konstruierten ein Lactase-Transgen, das in Mäuse eingebracht werden kann und nur in den Brustzellen zur Produktion des Enzyms führt. Zu diesem Zweck wurde die DNA-Sequenz, die das Lactase-Protein codiert, mit einer regulatorischen DNA-Sequenz versehen, welche eine Aktivierung nur in milcherzeugenden Brustdrüsen zuließ. Weibliche Mäuse, die für dieses neue Gen transgen waren, erzeugten nicht nur in den Milch-produzierenden Zellen Lactase, sondern sie schieden sie auch in die Milch selbst ab.
Milch, die unmittelbar bei der Sekretion gesammelt wurde, wies 50 Prozent weniger Lactose auf als normal. Dieses Ergebnis ließ sich noch steigern, wenn sie sich zunächst in der Brustdrüse sammeln konnte. Dann fiel die Konzentration noch weiter auf einen Wert von circa 85 Prozent weniger Lactose als üblich. Der Protein- und Fettgehalt blieb davon unbeeinflußt. Anscheinend behielt die Milch auch ihren Nährwert, denn Mäusesäuglinge, die damit aufgezogen wurden, entwickelten sich völlig normal. Vielleicht könnte es also demnächst heißen: Auf zum Mäusemelken!
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.