News: Erste Tests von AIDS-Impfstoffen in Afrika
ALVAC vCP205 kann keine HIV-Infektion auslösen. Es besteht aus einer abgeschwächten Version des Canarypox-Virus, das Kanarienvögel befällt und sich im menschlichen Organismus nicht replizieren kann. Dieses Virus dient lediglich als Träger dreier Gene aus dem HI-Virus. Das Erbmaterial im Impfstoff stammt nicht von den in Uganda am meisten verbreiteten HIV-Stämmen A und D, sondern vom Stamm B, der in Europa und Nordamerika vorherrscht. Neuere Experimente im Labor haben aber gezeigt, daß T-Zellen von Menschen, die mit den HIV-Stämmen A oder D infiziert sind, auch den Stamm B erkennen können.
Die Studie wird geleitet von Roy Mugerwa, Professor an der Makerere University in Uganda und Jerrold Ellner von der Case Western Reserve University in Cleveland. "Jede beteiligte Person wird von unserem medizinischen Personal vollständig darüber informiert, was bei dem Versuch getan wird und welche Risiken und Vorteile die Teilnahme birgt", sagte Mugerwa. "Die ethischen Standards bei diesem Versuch sind international anerkannt und sind dieselben wie in den USA."
Klinische Studien mit Canarypox-Impfstoffen sind in Uganda schon seit 1996 geplant und mehrfach verschoben worden. Der derzeitige Versuch wird von französischen und US-amerikanischen Organisationen unterstützt. Das eingesetzte Präparat stammt aus den Labors von Pasteur Mérieux Connaught, die zur französischen Rhône-Poulenc-Gruppe gehören.
Bei einer Bevölkerung von 20 Millionen hat Uganda mittlerweile eine Million AIDS-Tote zu beklagen. Die HIV-Infektionsrate schätzt man auf vier bis zehn Prozent in ländlichen Gebieten und auf zehn bis 25 Prozent in den Städten. Wie überall in Afrika wird HIV hauptsächlich durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr übertragen.
Von der Studie erhoffen sich die beteiligten Wissenschaftler Auskünfte darüber, ob Canarypox-Präparate eine breite Immunabwehr gegen mehrere HIV-Stämme hervorrufen. Sollte das das Fall sein, ist die Ausweitung der Tests geplant. Sollte sich der Impfstoff als unwirksam erweisen, müsse man, wie Margaret Johnson vom U.S. National Institute of Allergy and Infectious Deseases ausführt, "noch stärker darauf drängen, daß Impfstoffe auf der Grundlage von Viren aus verschiedenen Ländern entwickelt werden."
Siehe auch
- Spektrum-Ticker vom 21.1.99
"In flagranti"
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