Direkt zum Inhalt

News: Grönlands Gletscher gehen

Die Eispanzer Grönlands schwinden möglicherweise auf einem unvorhergesehenen Weg: Sie rutschen auf ihrem eigenen Schmelzwasser aus und gleiten ins Meer. Während im Landesinneren die Dicke der Gletscher in den letzten Jahren durch neuen Schnee stellenweise zugenommen hat, verlieren die Eisgiganten an den Küsten mehr Masse, als durch einfaches Abschmelzen zu erklären wäre. Unter dem Strich büßt Grönland jedes Jahr gewaltige Mengen Eis und Schnee ein.
In den Jahren 1993 und 1994 haben Wissenschaftler der NASA mit einem Laser vom Flugzeug aus die Dicke von vierzig Prozent der grönländischen Eisdecke vermessen. 1998 haben sie die ersten zehn Flugrouten ein zweites Mal absolviert und die neuen Daten mit den alten Werten verglichen. Die Auswertung ergab ein differenziertes Bild, doch insgesamt nehmen die Gletscher auf Grönland anscheinend ab.

Im Inneren der Insel hat es seit der ersten Untersuchung starke Schneefälle gegeben. Um bis zu 25 Zentimeter dicker sind die Eismassen dort jedes Jahr geworden. Aber je näher an der Küste ein Gebiet liegt, umso stärker schwinden die Gletscher. Am schlimmsten ist es an der Ostküste, wo sie um einen Meter im Jahr an Mächtigkeit verloren (Science vom 5. März 1999). Dort lagen die Temperaturen zwischen 1993 und 1998 zwar höher als in den Jahren davor, doch auch an der Westküste wurden die Gletscher dünner. In dieser Gegend war es allerdings eher kälter geworden.

Die Verluste an Masse lassen sich nach Aussage der Forscher nicht mehr durch verstärkte Schmelzvorgänge oder verminderten Schneefall erklären. Sie glauben, daß statt dessen viel Eis an das Meer verloren geht. Bill Krabill vom Goddard Space Flight Center meint, das Schmelzwasser könnte von der Oberfläche zum Fuß des Gletschers sickern und dort die Reibung zwischen Eis und Geröll vermindern. Der Koloß rutscht dann einfach in den Atlantik.

"Warum das allerdings passiert, ist noch ein Rätsel", sagt Krabill. "Aber es könnte bedeuten, daß die Küstenregionen von Eisflächen sehr schnell auf externe Veränderungen reagieren können – wie zum Beispiel eine mögliche Klimaerwärmung."

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.