News: Abwasserkosten in Europa
In dieser Studie werden die Kosten und die Gebühren für Abwasser in den genannten Staaten miteinander verglichen. Berücksichtigt wird, daß unterschiedliche Subventionen und Mehrwertsteuersätze zu unterschiedlichen Kosten führen. Doch auch bei den Kosten liegt Deutschland klar an der Spitze in Europa. Für sein Geld bekommt der deutsche "Abwasserbürger" (Berechnungsgrundlage ist die Zahl der an die Kanalisation angeschlossenen Einwohner) allerdings auch die größte Gegenleistung: Während zwischen Flensburg und Garmisch 85% der Einwohner an eine biologische Kläranlage nach EU-Standard angeschlossen sind, können das nur 52% der Italiener von sich behaupten (Dänemark: 70%, Österreich: 72%, Frankreich: 74%, England: 79%).
"Es ist kaum einzusehen, daß die europäische Hauptstadt Brüssel immer noch kein vernünftiges Klärwerk besitzt, während selbst Kleinstädte in den neuen Ländern teure Spitzentechnologie eingebaut haben", kritisiert Prof. Rudolph vom Lehrstuhl für Wassertechnik und Management der Universität Witten/Herdecke das Umweltbewußtsein der europäischen Nachbarn. Während nämlich in Deutschland Stoffe wie Phosphate und Nitrate aus dem Abwasser entfernt werden, wie dies auch in den gültigen EU-Vorschriften festgelegt ist, sind andere Staaten noch nicht so weit. Deshalb hält Prof. Rudolph auch die Kritik an den angeblich überhöhten deutschen Anforderungen für übertrieben: "Die anderen Staaten müssen in Kürze nachrüsten oder sie bekommen Probleme mit dem Europäischen Gerichtshof."
Dennoch kann man auch in Deutschland die Kosten für sauberes Wasser senken, hat der Witten/Herdecker Professor herausgefunden: In einigen großen deutschen Städten werden die Gebühren auf der Grundlage von überhöhten Abschreibungen kalkuliert, die im Interesse der "Abwasserbürger" niedriger ausfallen könnten. Dann müßten die Städte allerdings darauf verzichten, mit dem so eingenommenen Geld andere Etatlöcher zu füllen.
Außerdem hält Prof. Rudolph den Wettbewerb bei der Abwasserbeseitigung für viel zu gering. "Wenn das immer nur die Kommunen ohne jede Konkurrenz erledigen, dann bilden sich natürlich hohe Monopolpreise. Da ist es viel vernünftiger, wie Berlin das macht: Dort sucht man – nach langer Diskussion – nun einen privaten Entsorger, der die Kosten senken soll."
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