News: Mozart und Gameboy für gute Noten
Nach vier Monaten waren die Ergebnisse den Autoren zufolge "dramatisch". Bei einem Test, der zeigen sollte, was die Kinder durch das Computerspiel gelernt hatten, schnitt die Klaviergruppe um 15 Prozent besser ab als die Englischgruppe. Bei den Fragen zur Bruchrechnung waren sie sogar um 27 Prozent erfolgreicher. Zu diesem Vorsprung kamen noch die um 36 Prozent verbesserten Leistungen im Vergleich zur untrainierten Kontrollgruppe, die alleine aufgrund des Videospiels erbracht wurden.
Nach Aussage des Wissenschaftlers stimmen die Verbesserungen mit der Theorie überein, daß das räumliche Denkvermögen und die Notwendigkeit, mehrere Schritte vorauszudenken (was beim Klavierunterricht erforderlich ist), latente neuronale Muster verstärken. Musik bedeutet nur, sich die angeborenen Möglichkeiten zu erschließen, erläutert Shaw.
Der Neurologe Michael Merzenich von der University of California in San Francisco bestätigt diese Auffassung: "Die corticale Aktivität kann in Abhängigkeit von Übungen modifiziert werden." Musik, zumindest, wenn sie von Mozart stammt, bewirkt anscheinend eine nichtspezifische Konditionierung des räumlichen Denkens im Gehirn – ähnlich wie Muskelaufbautraining allgemein gut für Athleten ist. Die Musik ist vielleicht eine "grundlegendere Fertigkeit als die Sprache", um die Fähigkeit des Hirns für räumliche und zeitliche Unterscheidungen zu verbessern, meint Merzenich.
Shaws Arbeit veranlaßte bereits ganze Heerscharen von Leitern von Kindertagesstätten in verschiedenen amerikanischen Bundesstaaten dazu, ihr Angebot um Musik und Trommelübungen zu erweitern. Obgleich es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, daß das bloße Hören von klassischer Musik die Hirnentwicklung verbessert, ist es gut für das Musikgeschäft, sagt Merzenich: "Die verkaufen jetzt eine Menge Mozart-CDs an Eltern."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 12.11.1998
"Musik, die in das Hirn geht"
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