News: Neue Studien bestätigen Bedeutung des Bluthochdruck-Gens
Interessanterweise fand man bei den Bluthochdruckpatienten mit dem "TT-Genotyp" ein dreifach erhöhtes Risiko, zwei oder mehr Medikamente für die Blutdrucknormalisierung zu benötigen. "Dies könnte ein Hinweis darauf sein", so Siffert, "daß dieses Gen zu einer Form des Blut-hochdrucks führt, dessen Normalisierung nicht ganz einfach ist."
Die Regensburger Kooperationspartner machten bei den Untersuchungen noch eine weitere wichtige Entdeckung: Die betroffenen Genträger zeigen deutlich unterdrückte Spiegel des Hormons Renin. "Diese Form der sogenannten "low-renin hypertension" könnte ein Hinweis darauf sein, daß betroffene Genträger vermehrt Kochsalz zurückhalten", erklärt Siffert dazu.
Besonders erfreulich ist es für die Forscher des Instituts für Pharmakologie des Universitätsklinikums Essen, daß ihre Befunde mittlerweile sogar von australischen Kollegen bestätigt werden konnten. Die australischen Wissenschaftler untersuchten 110 Bluthochdruckpatienten, bei denen jeweils beide Eltern ebenfalls Bluthochdruck hatten, und verglichen die Befunde mit einer Kontrollgruppe von 189 Personen mit normalen Blutdruckwerten und ohne eine solche familiäre Belastung. Hierbei fanden sie eine drastische Anhäufung der Mutation bei den Hochdruckpatienten.
"Der Zusammenhang zwischen der Genveränderung und Bluthochdruck zumindest bei der weißen Bevölkerung kann inzwischen als bewiesen gelten", erklärt Siffert. Er gibt allerdings auch zu bedenken, daß die Auswirkungen des Gens von Ernährungsgewohnheiten abhängen könnten. So fanden japanische Wissenschaftler in einer kürzlich publizierten Studie keinen Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und dieser Erbanlage. "Uns ist bei dieser Arbeit aus Japan aufgefallen", sagt Siffert, "daß diese untersuchten Personen offensichtlich ziemlich dünn waren". Derzeit untersuchen die Wissenschaftler der Universität Essen intensiv, ob dieses Gen möglicherweise primär das Risiko für Übergewicht und Fettsucht erhöht. Damit könnte diese Genveränderung zunächst für Übergewicht prädisponieren, woraus sich im Verlaufe mehrerer Jahre ein Bluthochdruck entwickeln könnte.
Inzwischen verstärkt sich bei den Essener Wissenschaftlern die Nachfrage nach dem Gentest. In Frage kommen dafür vor allem jüngere Personen, die familiär vorbelastet sind und die etwas über ihr persönliches, genetisches Risiko erfahren wollen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 20.1.1998
"Gen-Veränderung fördert Entstehen von Bluthochdruck"
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