Direkt zum Inhalt

News: Unterstützung vom Bösewicht

Selbst das gefürchtete Bakterium Helicobacter pylori - eine der Ursachen von chronischer Gastritis und Magengeschwüren - hat anscheinend so manch gute Eigenschaft. Der ungebetene Bewohner unseres Magens stellt eine antibakterielle Substanz her, die seinen Wirt gegen andere Krankheitserreger im Verdauungstrakt schützt. In einer Welt, die sonst nur 'schwarz' und 'weiß' kennt, ist H. pylori wohl am ehesten als 'grau' zu bezeichnen.
Annähernd jeder zweite Bürger der westlichen Welt ist mit Helicobacter pylori infiziert, häufig das ganze Leben lang. In den meisten Fällen macht das Bakterium seinem Wirt keine Schwierigkeiten. In weniger industrialisierten Staaten liegt die Infektionsrate sogar noch höher. Deshalb vermuten einige Wissenschaftler, H. pylori könnte Teil unserer natürlichen Flora im Magen-Darm-Trakt sein und wie andere Darmbakterien vielleicht sogar nützlich für den Menschen sein. Letztes Jahr ergab eine Studie, daß H. pylori wohl die Widerstandskraft gegen Pathogene des Darms – wie zum Beispiel den Erreger der Cholera: Vibrio cholerae – stärken kann. Außerdem ist bekannt, daß viele Bakterien Antibiotika produzieren, um konkurrierende Arten auszuschalten.

Der Mikrobiologe Staffan Normark vom Karolinska Institutet in Stockholm fragte sich, ob H. pylori ähnlich handelt. Er stellte fest, daß das Magengeschwür-Bakterium in Mischungen mit anderen Mikroorganismen sehr effizient andere Bakterien abtötete, darunter Escherichia coli und Bacillus megaterium. Auf der Suche nach der "Tatwaffe" überprüfte Normark das Genom von H. pylori nach Anzeichen für Cecropine. Diese antibakteriellen Peptide – kurze Aminosäureketten – wurden in den siebziger Jahren zuerst aus Insekten isoliert. Tatsächlich entsprachen die ersten zwanzig Aminosäuren des Proteins RpL1 der Sequenz eines Cecropins. Als der Wissenschaftler das Peptid synthetisierte, entdeckte er, daß es innerhalb von zwanzig Minuten 99,5 Prozent einer Kultur von E. coli tötete. H. pylori selbst war dagegen resistent gegen die Substanz.

"Anders als herkömmliche Antibiotika töten diese Peptide sehr schnell", sagt Normark. "Und sie sind außerdem auch gegen Bakterien wirksam, die sich gerade nicht teilen." Damit wären die Cecropine für die pharmazeutische Forschung interessant. Doch zuvor muß noch geprüft werden, ob H. pylori auch im Magen vor pathogenen Bakterien schützt.

Siehe auch

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.