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News: Die Ausschweifungen des Mondes

Der Volksmund sieht im Mond manchmal ein Gesicht, das den prosaischen künstlichen Augen der Astronomen zumeist entgeht. Dafür haben sie jetzt aber einen vom Mond ausgehenden Schweif entdeckt, der aus einem schwachen orangenen Schleier neutralen Natriums besteht und sich möglicherweise über eine halbe Million Kilometer bis zur Erde erstreckt. Seine Helligkeit wird vermutlich durch Meteor-Schauer beeinflußt.
Seit den Tagen der Apollo-Mondlandungen, wissen Astronomen, daß der Mond etwas ähnliches wie eine Atmosphäre besitzt: eine sehr dünne Mischung von Gasen, die unter dem ständigen Bombardement durch hochenergetische Teilchen und Photonen aus der Oberflächenmaterie entweicht. Die Schwerkraft des Mondes ist jedoch viel zu schwach, um die Gase festzuhalten, und so werden sie vom Druck des Sonnenlichts stetig in den Weltraum geblasen. Dieser Prozeß ist für die Ausbildung eines Schweifes verantwortlich. Während des Neumonds, wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne befindet, streift er über die Erde. Bislang wußte jedoch niemand, wie lang und ausgeprägt der Mondschweif nun tatsächlich ist.

Steven Smith, Jody Wilson, Michael Mendillo und Jeffrey Baumgardner bemerkten den Mondschweif zufällig am 18. November 1998, als sie eine empfindliche Kamera am McDonald Observatory in Fort Davis, Texas, verwendeten, um wellenartige Muster in natriumreichen Schichten der Erd-Mesosphäre zu untersuchen. Nachdem sie einige mögliche Quellen als Verursacher ausschließen konnten, folgerten sie, daß sich das unbestimmt orange Licht vom Mond aus über den Himmel erstreckte.

Nach dem Bericht des Forscherteams in den Geophysical Research Lettersvom 15. Juni 1999 mißt der Schweif gut 400 000 Kilometer und könnte zeitweise sogar bis zu 800 000 Kilometer lang sein. Als sie Bilder untersuchten, die drei Monate vorher aufgenommen worden waren, bemerkten sie ebenfalls ein fahles, wesentlich schwächeres Leuchten. Die Astronomen schlossen, daß Einschläge von Leoniden-Metoriten auf der Mondoberfläche Natrium freisetzten und damit die Helligkeit des Schweifs um das Zwei- bis Dreifache verstärkten.

David Lynch von der Aerospace Corporation in Los Angeles, der die Auswirkungen des Leoniden-Staubs auf Raumfahrzeuge untersuchte, findet es sehr überraschend, daß ein Meteorschauer einen solch starken Effekt haben sollte. Während der Schauer "wird jeder Quadratmeter des Mondes von einem einzigen kleinen Teilchen getroffen", sagt er. "Somit ist nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Oberfläche von den Leoniden betroffen." Mendillo denkt jedoch, daß die Staubpartikel der Leoniden für die Aufhellung des Schweifs verantwortlich sein könnten. "Es handelt sich nicht um eine große Masse," meint er, "aber diese Teilchen haben eine sehr große Geschwindigkeit."

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