News: Am Ozonloch sind immer die anderen schuld
Spada und seine Mitarbeiter konnten sogar ein Computermodell aufstellen, das diese Reaktionen auf Meldungen zu Umweltschadensfällen simuliert und sehr genau vorhersagt, mit welchen emotionalen Reaktionen und Handlungstendenzen zu rechnen ist. Durch die Konzentration der Berichterstattung auf einzelne Schadensfälle werde der Einzelne von seinem persönlichen Beitrag zu Umweltverschmutzung und Klimawandel abgelenkt. Der Mensch sehe sich in der Rolle des Opfers und nicht in der des Verursachers; darum verlange er Verhaltensänderungen nur von anderen, nicht aber von sich selbst.
Es sei aber keineswegs richtig, nur die Berichterstattung für die Wahrnehmung und Bewertung von Umweltrisiken durch den Bürger verantwortlich zu machen, so der Soziologe Professor Peter Weingart von der Universität Bielefeld. Der Vorgang der Meinungsbildung sei wesentlich komplexer. Die Bielefelder Forschergruppe fand weiterhin heraus, daß Politiker, Wissenschaftler und Journalisten Umweltrisiken sehr unterschiedlich einschätzten. Mißverständnisse zwischen diesen Gruppen seien darum der Normalfall. So werde Politikern häufig von Wissenschaftlern vorgeworfen, nicht auf ihre Warnungen zu hören, wohingegen diese den Forschern „Panikmache" vorwürfen. Beide Gruppen, Politiker und Wissenschaftler, seien sich dagegen darin einig, daß ihre Anliegen von den Medien falsch wiedergegeben würden. Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Umweltrisiken sei es darum, die Kommunikation darüber zu verbessern.
Wie man die Bürgerbeteiligung bei umweltpolitischen Entscheidungen wie dem Bau neuer Autobahnen, Eisenbahnlinien oder Flughäfen erhöhen kann, untersucht Professor Horst Zillessen von der Universität Oldenburg. Die klassischen „Anhörungen" und „Erörterungen" seien Relikte des Obrigkeitsstaates. Mehr Erfolg versprächen Verfahren, bei denen Problemlösungen nicht „von oben", sondern von allen Betroffenen gemeinsam erarbeitet würden.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG, ist eine Fördereinrichtung der Bundesrepublik Deutschland für wissenschaftliche Vorhaben und stellt jährlich einen Etat von über 2,5 Milliarden Euro bereit.
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