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News: 'Hochklappbarer Gehsteig' garantiert effektiven Hochwasserschutz

Katastrophenalarm in Bayern, Donau und Bodensee treten über die Ufer: Das jüngste Hochwasser in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz hat mehrere Menschenleben gefordert und Kosten in Milliardenhöhe verursacht. Effektive Maßnahmen des Hochwasserschutzes sind mehr denn je gefragt. Ideal wäre ein System, das immer vor Ort ist, aber unter normalen Bedingungen nicht stört. Da gibt es doch das geflügelte Wort vom 'hochgeklappten Bürgersteig'. Schweizer Ingenieure haben sich offensichtlich davon inspirieren lassen und eine pfiffige Lösung entwickelt.
Die Züricher Firma HWS Technologie AG hat jetzt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik der Universität Karlsruhe eine mobile Hochwasserschutzanlage entwickelt. Es handelt sich um einen fest installierten "hoch-klappbaren Gehsteig", den Fußgänger, Fahrradfahrer und Kraftfahrzeuge bei normalen Pegelständen uneingeschränkt nutzen können. Droht Gefahr, läßt er sich auch bei kürzesten Vorwarnzeiten zu einer wirkungsvollen Hochwasser-schutzwand umfunktionieren.

Die Pilotanlage des "hochklappbaren Gehsteigs" hat die Maße 1,70 Meter mal 10,50 Meter. "Ein zukunftsweisendes System", urteilt der verantwortliche Projektbearbeiter Hans Helmut Bernhart, der als Gutachter und Ingenieur bereits bei zahlreichen Hochwasserschutzprojekten tätig war. Der Experte hebt hervor, daß sich das TÜV-geprüfte System vor allem auch für den Uferschutz in Ballungsräumen eigne, da es sich städtebaulich problemlos integrieren lasse, Dammaufschüttungen seien nicht mehr nötig. "Eine Überflutung der Passauer Altstadt hätte verhindert werden können", stellt er fest. Da das System an beliebige Gelände und örtliche Besonderheiten angepaßt werden könne, sei es jedoch auch bei der Sanierung bereits vorhandener Dämme einsetzbar. Für Gewerbe und Industrie wäre der Einsatz als Einzelobjektschutz für sensitive Anlagen denkbar.

Die Geschäftsleitung der Firma HWS stellt darüber hinaus den wirtschaftlichen Aspekt heraus. "Service, Wartung und Bedienung erfordern im Ernstfall ein Team von maximal drei bis fünf Mitarbeitern", erklärt das Unternehmen. "Eine wirkungsvolle Hochwasserschutz-Verbaulinie von etwa einem Kilometer läßt sich innerhalb von zehn bis 15 Minuten errichten. Die bei anderen mobilen Systemen anstehenden Kosten für Transport und Lagerhaltung entfallen, da diese Neuentwicklung fest installiert ist."

Der Prototyp der "Mobil-Systemlösung HS3" besteht aus drei miteinander verbundenen Stahlelementen, die verwendeten Dichtungen sind im Wasserbau erprobt. Leckwasser oder infolge der Wind-Wellen-Bewegung über die Schutzwand hinwegschwappendes Wasser kann problemlos abgeführt oder in den Fluß zurückgepumpt werden. Das System wird mit Hilfe einer elektrischen Antriebsvorrichtung automatisch aktiviert. Bei Stromausfall garantieren ein Notstromaggregat sowie eine Handkurbel den reibungslosen Betrieb. Die hydraulischen Belastungen der Schutzwand sind aufgrund der hydrostatischen Druckverteilung eindeutig berechenbar. Um die Wellenbewegung abzufangen, wird zusätzlich ein dynamischer Zuschlag berücksichtigt.

Das Mobil-System ist bereits auf große Resonanz gestoßen. Umweltministerien, Regierungspräsidien, Gewässerdirektionen, Kommunen, Gewerbetriebe sowie die Weltgesundheitsorganisation in Genf (WHO) haben ihr Interesse bekundet.

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